Bayreuth, den 1.1.18 Offenbarung 21,6

Liebe Gemeinde! 

Jahreslosung 2018: "Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst."

Trinken ist wichtig. Trinken ist gesund. Wir alle wissen es. Wir alle tun es. Auch heute früh werden wir ein Getränk zu uns genommen haben. Unser Körper braucht das einfach. Kein Tag in dem neuen Jahr wird vergehen, an dem wir nicht Durst haben und an dem wir nicht trinken, hunderte Liter pro Jahr.

Und das ist ja auch kein Problem. In unserer zivilisierten Welt gibt es genug zu trinken. Mineralwasser, Limo, Cola, Kaffee, Tee, alkoholische Getränke oder einfach nur Wasser aus der Wasserleitung. Niemand müsste verdursten. Und doch kommt es vor.

Vor einigen Jahren machte ich zusammen mit einem Freund eine Reise in die USA. Unter anderem besuchten wir auch den Grand Canyon. Staunend sahen wir eines der größten Naturwunder der Erde: Eine Schlucht, die 450 Kilometer lang und 6 bis 30 Kilometer breit ist. Man konnte auch den Grand Canyon hinunterwandern. Am Anfang des Pfades, der hinunterführte, entdeckte ich eine Bildtafel. Abgebildet war das lächelnde Gesicht einer jungen Frau. Dem Text auf der Tafel konnte man entnehmen: Es handelte sich um eine durchtrainierte, sportliche Frau. Sie hatte beim Boston-Marathon erfolgreich teilgenommen. Und doch war sie bei einer Wanderung in den Grand Canyon ums Leben gekommen. Der Grund: Im Inneren des Grand Canyon hat man im Sommer Temperaturen um die 40 Grad. Und sie hatte zuwenig Wasser dabei. Sie war also ganz einfach verdurstet.

Ein Einzelfall, sicherlich, der wohl recht selten vorkommt. Aber es gibt sicher unzählige in unserer reichen Gesellschaft, vielleicht sogar gerade in unserer Gesellschaft, deren Seele ist am Verdursten.

Konsum bis zum letzten macht die Seele nicht satt, weder der neueste Fernseher, noch das teuerste Auto, das chicste Kleid, das modernste Haus oder die Urlaubsreise in die exotischsten Ferienparadiese unserer Welt.

Auch die weltanschaulichen und religiösen Angebote unserer Zeit machen die Seele nicht satt.

Pfarrer Theo Lehmann sagte einmal: "Du kannst mit allen Wassern der Philosophie gewaschen sein. Du kannst dich mit Bier oder Schnaps vollaufen lassen und deine Adern mit Drogen vollpumpen. Du kannst aus dem Ozean der Weltreligionen Weisheit schlürfen. Du kannst aus den trüben Tümpeln der Horoskope und Wahrsager saufen. Du kannst das eiskalte Wasser des Atheismus, der Gottesleugnung schlucken - aber deine Seele wird dabei verdursten."

Ich kann nur satt werden bei dem, der mir diesen Durst hineingelegt hat, bei der Quelle des Lebens, bei Gott, und nicht bei irgendwelchen trüben Pfützen oder vergifteten Brunnen.

Die Quelle des lebendigen Wassers, von der unsere Jahreslosung spricht, ist Gott selber und alles, was er uns anzubieten hat. Es ist das Bewusstsein seiner Liebe, seiner Geborgenheit, seines Friedens. Und dieses Wasser des Lebens kommt zu dir durch das Wort Gottes, jeden Tag neu, wenn du es in der Bibel oder in einem Andachtsbuch liest, jeden Sonntag im Gottesdienst, wenn du es in der Predigt hörst, immer quellfrisch, niemals abgestanden, immer genießbar, immer satt machend.

Auch heute in diesem Gottesdienst dürfen wir von dieser Quelle trinken. In seinem Wort kommt Gott zu uns! Da finden wir alles, was wir brauchen. Unser Leben bekommt Sinn und Tiefgang. Jesus kann deinen Durst nach selbstloser Liebe und nach Geborgenheit stillen. Er gibt dir ein neues Leben. Er gibt dir sogar das ewige Leben. Wenn du zu Jesus kommst, ist die Suche vorbei, die Sucht zu Ende, die Sehnsucht erfüllt. Dann bist du am Ziel, dann bist zu hause. Geborgen. Im Frieden. Zufrieden.

Von dieser Quelle des lebendigen Wassers darf jeder trinken. Aber es tun nicht alle, vielleicht sogar die allerwenigsten Menschen. Nur die Durstigen, oder genauer gesagt, die ihren Durst empfinden, trinken daraus.

Wer satt ist, das heißt, wer mit seinem Leben, so wie es ist, zufrieden ist, der trinkt nicht von dieser Quelle. Er hat ja andere Quellen, die er nun verlassen müsste. Von der Quelle lebendigen Wassers trinken, heißt alte Standpunkte verlassen, alte Gewohnheiten, eingefleischte Sünden. Ich kann nicht bei dem bleiben wollen, was Jesus nicht gefällt und gleichzeitig zu ihm kommen. Mit dieser Einstellung tut sich bei mir gar nichts. Da trete ich auf der Stelle. Ich komme Jesus nicht nahe.

Aber wer weiß, dass sein Leben nicht in Ordnung ist, dass so Vieles nicht stimmt, dass er nicht die nötige Liebe und Geduld oder Freundlichkeit für seine Mitmenschen hat, wenn er gemerkt hat, dass in seinem Leben sich alles letzten Endes nicht um Gott sondern um ihn selber dreht, und deshalb Vergebung braucht und eine andere Gesinnung, eine göttliche Gesinnung, der trinkt gerne von dieser Quelle.

Wer Vergebung will, einen Neuanfang in seinem Leben sucht, wer merkt, dass so Vieles bei ihm nicht in Ordnung ist und Gott nicht gefällt, wer unter seiner Schuld leidet und unter seiner egoistischen Art, der ist Bei Jesus sogar herzlich willkommen. Er schenkt ihm das, was er braucht.

Auch heute, am ersten Tag dieses Jahres dürfen wir zu ihm kommen und sagen: "Jesus, ich nehme dein Angebot an. Vergib mir meine Schuld. Gib mir das ewige Leben." Wer so ein Gebet im Glauben spricht, der trinkt von dieser Quelle lebendigen Wassers.

Unsere Jahreslosung wird am Ende der Bibel noch einmal mit anderen Worten aufgegriffen. Im allerletzten Satz, den Jesus in der Bibel sagt, da spricht er: "Wer Durst hat, der komme, und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst." Das ist buchstäblich der letzte Wille Jesu: deinen Lebensdurst stillen. Er will. Die Frage ist jetzt: Willst du? Willst du dich reich beschenken lassen? Dein Denken, Reden und Handeln von der Gegenwart Jesu bestimmen lassen, von einer tiefen Freude, einer wunderbaren Liebe und einer wunderbaren Geborgenheit? Willst du das? Dann komm zu ihm und nimm sein Angebot an.

Er wirbt mit unendlicher Liebe und sagt zu jedem: „Komm! Komm doch! Ich gebe dir lebendiges Wasser umsonst!" Das heißt: ich gebe dir erfülltes Leben durch mein Wort!

Zuerst spricht er zu uns das Wort der Vergebung. „Dir sind deine Sünden vergeben!“ Diesen Satz können wir doch gar nicht oft genug hören. Denn täglich neu sammeln sich kleine und gröbere Sünden an, kleine Lieblosigkeiten, kleine Lügen, ein bisschen Groll und Bitterkeit, auch große Sorgen vielleicht, viel Undankbarkeit, mittellange Spannen von Gottlosigkeit – um nur einiges zu nennen.

Wenn jemand nur Vergebung und Erbarmen Gottes haben will, der kriegt es auch – umsonst!

Und dann spricht Jesus weiter zu uns, er sagt: „Lass doch alles meine Sorge sein!“ Glaube dieses Wort! Nimm es, wie ein Verdurstender Wasser trinkt. Glaube es, wenn Jesus zu dir spricht: „Vertrau mir dein Leben, deine Zukunftsängste, deine Sorgen und Probleme an. Glaubst du nicht, dass ich Möglichkeiten habe, dir zu helfen, die du bis jetzt noch gar nicht in Erwägung gezogen hast?“

Wir müssen nicht alles alleine schaffen, mit allem selber fertig werden. Kein Mensch würde von einem kleinen Kind erwarten, dass es schwierige Rechenaufgaben löst oder die Steuererklärung ausfüllt oder ein Vier-Gänge-Menü kocht.

Genau so erwartet Gott auch nichts von uns, was unsere Fähigkeiten und Kompetenzen übersteigt. Er erwartet nicht von uns, dass wir unser Leben selber führen können, alles richtig machen und immer Bescheid wissen. Sondern er will uns führen, er will uns den Weg zeigen, den wir gehen können, er will uns mit seinen Augen leiten. Ihm können wir doch vertrauen.

Dieses Angebot gilt nicht nur heute, sondern das ganze Jahr über, dein ganzes Leben lang.

Natürlich gibt es Zeiten im Leben eines Christen, wo ihm dieses Angebot Jesu nicht mehr so wichtig ist, wo er nicht mehr daran denkt, wo ihm anderes wichtiger geworden ist, wo er meint, ich kann doch alleine im Leben zurechtkommen. Das ist ein schlimmer Zustand. Dann ist unser Glaubensleben krank. Wir selber sind satt und träge geworden, dass wir meinen, wir brauchen das alles gar nicht so sehr, was Jesus uns in seinem Wort anbietet.

Warum klagen auch gestandene Christen, dass sie so unglücklich, leer und unzufrieden sind? Weil sie nicht mehr aus der Quelle trinken. Weil sie nicht mehr täglich neu Lebens-Wasser in sich aufnehmen.

Gegen diesen Zustand des geistlichen Stillstandes und Todes hilft nur eines: Sich schuldig geben, Gott um Vergebung bitten und um neue Erfahrung seiner Liebe und seiner Freude. Gegen geistliche Appetitlosigkeit hilft nur die inständige Bitte um den Heiligen Geist.

Ganz gewiss hilft nicht, wenn wir nur auf unsere Fehler schauen, auf unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten. Wenn ich immer nur denke: "Von mir geht keine Liebe, kein Frieden Jesu aus. Es ist viel mehr Abstoßendes als Anziehendes an mir zu sehen!" Dadurch werde ich nur entmutigt und depressiv.

Wir sollen nicht an uns selbst glauben. Darum geht es im Christsein nicht. Sondern wir dürfen an Jesus glauben. Er hat es versprochen: Wer an glaubt, von dem geht etwas aus, der wird ein Mensch, den Gott segnet, der wird auch anders. Gott will, dass wir jeden Tag neu glauben, dass er uns segnen will und wir ein Segen sein sollen.

Wer an Jesus glaubt, der braucht kein unbedeutendes, belangloses Leben führen. Gott wird ihn für seine Zwecke gebrauchen. Wir dürfen es glauben, dass uns er in seine Pläne mit einbezieht. Dadurch erhält unser Leben Sinn und Tiefgang und seinen eigentlichen Reichtum.

Wir werden wirklich von Jesus reich beschenkt. Wir bekommen sogar mehr als das, was wir für uns selber brauchen. Als Bettler stehen wir vor Jesus, und doch können wir durch ihn andere beschenken. Wer an Jesus glaubt als die Quelle des Lebens, wird selber zu einer Quelle für andere.

Er schenkt uns alles, was wir für ein gesegnetes Leben brauchen. Es ist umsonst. Nicht deshalb umsonst, weil es nichts wert ist. Sondern weil es unbezahlbar ist.

Bezahlt dafür hat Jesus. Den höchsten Preis. Selbstverständlich ist das nicht. Es hat Jesus ungeheuer viel gekostet, damit er uns dieses wunderbare Angebot machen kann. Es hat ihn sein Leben gekostet. Dort am Kreuz hing er in der Gluthitze des Mittags. Die Zunge klebt ihm am Gaumen. Und er weiß nichts anderes zu schreien als: "Ich habe Durst!" Verstehen wir, was das bedeutet? Jesus wird zum Durstigen, damit unser Durst nach Leben gestillt wird. Er verströmt sein Leben, damit wir leben können. Paulus drückte es einmal so aus: "Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet." Er wird so arm, dass er nicht einmal seinen eigenen Durst stillen kann. Er schreit in seiner letzten Hilflosigkeit: "Durst!" , damit er unseren Durst nach Leben stillen kann, ja damit er selber zu einer Quelle des lebendigen Wassers würde.

Er, Jesus, will uns Wasser des Lebens geben, umsonst, und wir brauchen es nur zu nehmen, zu trinken, das heißt glauben, dass er alles bereit hält, was wir für ein sinnvolles Leben brauchen. Oder anders ausgedrückt. Wir dürfen uns den Himmel schenken lassen. Nimm ihn dir! Glaub es, er gehört auch dir. Die ewige Welt Gottes darf jetzt schon in unserem Leben erfahrbar werden.

An jedem Tag in diesem neuen Jahr ist über dir der Himmel offen. Auch wenn du denkst, er ist verschlossen. Gott ist so weit weg, ich spüre nichts von seiner Nähe, erlebe nicht sein Eingreifen. Er ist trotzdem da. Seine Zusagen, die er dir im Laufe deines Lebens gegeben hat, behalten ihre Gültigkeit.

Bei ihm gibt es immer genug, genug Vergebung, genug Trost, genug Kraft, genug Hilfe. Genau zur rechten Zeit darfst du die Hilfe Gottes erfahren. Und genau zur rechten Zeit wird er all das in deinem Leben in Ordnung bringen, was noch nicht passt. Er vergibt nicht nur sondern verändert auch. Wir können dies nicht tun. Trotz aller Anstrengungen werden wir es nicht schaffen. Das passt uns vielleicht nicht und widerspricht unserem Leistungsdenken. Er schenkt uns eben alles, um an das Ziel zu kommen. Das glaube. Und es wird so geschehen.

Amen