Bayreuth, den 18.2.18 Matthäus 5,3.10-12

Liebe Gemeinde! 

Es ist sehr einfach glücklich zu werden, - sagt uns das Werbefernsehen. Bestimmte Gummibärchen machen Kinder froh, und Erwachsene ebenso. Iss nur die richtige Schokolade und du wirst glücklich. Bestimmte Deodorants garantieren eine taufrische Ausstrahlung und Erfolg bei Männern. Bei der richtigen Kaffeesorte verfallen alle Omis und Tanten in Verzückung - und auch manche Promis. Wer eine bestimmte Biersorte trinkt, der ist immer gut drauf.. Ein Mann braucht nur das richtige Auto fahren, dann hast du es im Leben geschafft.

Die Werbung will uns einreden: Du brauchst nur das nötige Geld, um dir das Glück kaufen zu können. Aber das ist einfach nicht wahr.

Manche Menschen träumen zwar vom großem Glück durch einen Lottogewinn. Aber ein englischer Professor fand heraus, dass Geld durch Lottogewinn in der Regel zur tiefen Enttäuschung führt. Denn die Erfüllung materieller Wünsche hat weder Erleichterung noch Frieden zur Folge, ja nicht einmal das Gefühl von Sicherheit.

Der steigende Wohlstand der letzten Jahrzehnte hat unsere Gesellschaft nicht glücklicher gemacht. Das eigene Haus im Grünen, der Besitz von immer mehr Konsumgütern, der Urlaub in den abgelegensten Paradiesen dieser Welt geben nicht das erhoffte große Glück. Die Gier nach mehr, immer mehr, die blieb. Irgendwas fehlt immer.

Sex ist für viele der Glücksspender. Aber ein Leben nach dem Lustprinzip macht den Menschen auch nicht glücklicher. Die Millionenschar von seelisch und auch körperlich kaputten Menschen, die nach diesem Prinzip gelebt haben, widerlegt diese Meinung. Der berühmte Psychiater Viktor Frankl kam aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung zu dem Ergebnis: Je mehr es einem Menschen im Leben um die Lust geht, desto mehr vergeht sie einem auch, so wie einem Sand, den ich krampfhaft in meiner Faust zu halten suche, umso schneller zwischen den Fingern zerrinnt. Der sicherste Weg zum Unglücklichsein ist das Streben nach Lust.

Was macht glücklich? Die glücklichsten Leute meiden Einsamkeit und umgeben sich möglichst oft mit Familie, Freunden und Bekannten. Weiter schützt ein aktiver Lebensstil vor dem Unglücklichsein. Nicht zuletzt haben Dankbarkeit und Optimismus einen hohen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit. Wer also Freunde hat und Freude an seiner Arbeit, wer auch sein Leben von der sonnigen Seite sehen kann, der gute Voraussetzungen zum Glücklichsein.

Und wie ist mit dem christlichen Glauben? Macht der Glaube an Jesus glücklich? Ja, sicher. Aber anders, als man sich das vorstellt. Dieser Glaube kostet auch etwas. Ich lese dazu zwei Seligpreisungen aus der Bergpredigt.

(Matthäus 5,3.10-12)

Was Jesus hier sagt, klingt nun gerade nicht nach dem, was wir uns unter Glück vorstellen. Er spricht von Armut, von einer geistlichen Armut und von Anfeindungen und Verfolgungen. Was soll das?

Ich fürchte, viele Menschen haben eine falsche Vorstellung von Gott - auch Christen. Sie meinen, Gott sei dafür zuständig, dass es ihnen immer gut gehe und sie glücklich seien. Sie erwarten vom Christentum Lebenshilfe in allen möglichen Bereichen. Gott solle ihnen etwa im Beruf helfen, in familiären Dingen beistehen und auch für Gesundheit sorgen.

Natürlich darf ich Gott darum bitten. Viele unter uns haben dies sicher schon getan und Hilfe in all diesen erwähnten Bereichen und noch darüber hinaus erfahren. Jesus sagte in der Bergpredigt, dass kein Haar von unserem Kopf fällt ohne Gottes Willen. Damit will er uns ermutigen, in unserem ganz gewöhnlichen Alltag seine Hilfe zu erbitten. Auf der anderen Seite dürfen wir an einen allmächtigen Gott glauben, dem nichts unmöglich ist. Gott ist also gerne bereit, uns in allem zu helfen, ob es nun kleine oder große Dinge sind.

Aber Gott ist nicht dazu da, dass du ein bequemes Leben führst und all deine Vorstellungen vom großen oder kleinen Glück erfüllt. Eigentlich ist es sogar umgedreht.

Dazu eine, wie ich meine, aufschlussreiche Geschichte. Sie spielt auf einer Studentenfreizeit. Die Studenten reden darüber, was sie als Sinn ihres Lebens ansehen. Es entwickelt sich eine rege Diskussion. Da meldet sich eine Studentin zu Wort: „Es gibt ein Lied: ‚Ich bin auf der Welt, um glücklich zu sein.’ Für mich würde ich stattdessen sagen: Ich bin auf der Welt, damit Gott glücklich ist.“ Alle stutzen. Das ist eine Sichtweise, die ihnen fremd ist. Aber es ist die richtige Sichtweise. Es geht im Christsein nicht darum, dass wir Gott dazu benutzen, um unser Leben zu bereichern und uns selbst zu verwirklichen. Sondern es geht darum, uns Jesus zu überlassen. Denn wenn wir das tun, was Jesus von uns will, werden wir bestimmt gut durchs Leben kommen. Wir werden nicht unglücklich sondern glücklich. Und wir werden es nie bereuen, mit ihm gelebt zu haben.

Der Weg zu diesem Glück mit Jesus sieht anders aus, als es sich viele vorstellen. Es ist zunächst einmal absolut voraussetzungslos. Du musst nicht reich sein, musst nicht Erfolg im Beruf haben, musst nicht viele Freunde haben, musst nicht einmal ein anständiger Mensch sein. Seine berühmte Bergpredigt beginnt Jesus mit einem verrückt klingenden Satz. Dieser stellt alles auf dem Kopf, was Menschen über das Glück zu sagen wissen. Jesus sagt: "Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich." In der Übersetzung "Hoffnung für alle" werden diese Worte so ausgedrückt: „Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn Gottes Herrschaft und Herrlichkeit gehört ihnen.“

Jesus nennt Bettler glücklich, Bettler vor Gott. Ein Bettler ist einer, der unter dem Existenzminimum lebt. Er kann nicht aus eigener Kraft sein Leben bewältigen. Sondern er ist auf die Hilfe anderer angewiesen und muss um sie bitten, eben betteln. Wer nun ein Bettler vor Gott ist, der weiß, dass er ihm nichts zu bieten hat und ihn durch nichts beeindrucken kann. Er hat erkannt, dass er nicht so lebt, wie Gott es von ihm erwartet.

"Das soll Glück sein?" kann man sich fragen. Zunächst einmal klingt es nicht so. Und tatsächlich: jeder, der diese Erfahrung der "geistlichen Armut" gemacht hat, kann nicht gerade sagen, dass er glücklich ist. Denn dadurch wird die Meinung zerstört, die einer normalerweise von sich hat: dass er nämlich ein im Großen und Ganzen anständiger und guter Mensch ist. So eine Erkenntnis tut weh. Aber der Weg zu der Seligkeit, zu dem Glück, von dem Jesus hier spricht, geht nur durch diesen Schmerz hindurch.

Wer reich ist vor Gott, wer also meint, ein guter und anständiger Mensch zu sein, der ist nicht glücklich zu nennen. Er ist vielmehr zu bedauern. Denn er verzichtet auf das Glück, das Jesus ihm schenken will. Nur wer arm ist vor Gott, dem kann Jesus sein Glück geben, das Glück seiner Vergebung und seiner Liebe, die ihn ein Leben lang nicht verlässt. Nur einer, der um Vergebung bittet, kann sie auch bekommen. Nur einem, der Jesus seine leeren Hände entgegenstreckt, dem kann er sie mit seinen Gaben füllen.

Nur der bekommt das, was Jesus hier Himmelreich nennt. Jesus redet immer wieder von diesem Himmelreich, oder anders übersetzt dem Reich Gottes. Es ist eine Wirklichkeit, die wir zwar nicht sehen können, die aber genauso real ist wie die sichtbare. Das Reich Gottes ist kein frommes Märchenland, keine Vertröstung für die, die mit ihrem Leben nicht klar kommen. Sondern es kann genauso wahrgenommen werden, wie die Welt, die uns umgibt. In vielen Bildern und Geschichten umschreibt Jesus dieses Reich. Immer wieder erzählt er von der mächtigsten Kraft in diesem Reich. Es ist die Liebe und Vergebung Gottes.

„Wo ist denn nun dieses Reich?“ haben fromme Leute Jesus einmal gefragt. „Es ist mitten unter euch“, gab er zur Antwort. Das heißt: Er selbst ist es. Er, Jesus, gibt selbstlose Liebe ohne Nebengedanken, Vergebung, Geborgenheit und Hilfe in Nöten. Das Reich Gottes ist nicht das Jenseits. Sondern das ewige, unvergängliche Reich Gottes mit seinem Glück ist da, wo Jesus ist. Und wo ist Jesus? Er ist nicht in einem Grab vermodert. Sondern er ist auferstanden. Er lebt heute noch unter uns. Er war gestern, ist heute und bleibt in Ewigkeit. Du kannst ihn nicht sehen. Aber er kann mit dir reden. Seine Worte, die er gesagt hat, können dich heute noch unmittelbar ansprechen. Auch heute Vormittag ist er da und kann dich durch das, was ich in seinem Namen sage, ganz persönlich ansprechen. Und er kann dir das Glück schenken, das mit seiner Gegenwart verbunden ist.

Erst wenn du es erfahren hast, merkst du, was dir in deinem Leben bisher entgangen ist. Du möchtest es nicht mehr missen. Ein Leben ohne dieses Glück könntest du nicht mehr führen.

Ich denke an Stefan Thieme aus Erlangen. Als Jugendlicher suchte er das Glück auf einem falschen Weg. Er fand es cool, zu rauchen, möglichst viele Freundinnen zu haben und Alkohol zu trinken. Stefan wurde ein stadtbekannter Rowdy, dessen „Ruhmestaten“ stets in der Tageszeitung standen. Einmal kletterte er völlig betrunken auf einen Baukran. Dort setzte er sich ganz vorne auf den Ausleger des Krans und rauchte eine Zigarette. Ein großes Aufgebot von Polizei und Feuerwehr fuhr auf, um ihn wieder heil von da oben herunterzuholen.

Durch einen christlichen Freund erhielt er ein Büchlein. Darin erzählten einige Menschen in beeindruckender Weise von ihrem Glauben. Er las dieses Buch eines nachts, als er nicht schlafen konnte. Das Lesen sollte ihn eigentlich müde machen, doch es kam ganz anders. Es weckte in ihm den Wunsch: „Diese Hoffnung will ich auch haben! So einen Neuanfang wollte ich auch machen. Einfach neu beginnen und alles, was schief gelaufen war, vergessen und neu starten.“ Am Ende des Büchleins stand ein kleines Gebet. Es lautete etwa so: „Lieber Gott, ich danke dir, dass dein Sohn Jesus Christus auch für mich am Kreuz gestorben ist und mich von meiner Schuld befreien möchte. Ich glaube, dass Jesus Christus mir ewiges Leben schenken kann. Ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden. Bitte komme du nun durch deinen heiligen Geist in mein Leben und mache einen neuen Menschen aus mir. Amen.“

In dieser Nacht kniete Stefan vor seinem Bett und sprach dieses Gebet. Er spürte, wie eine Last von ihm abfiel. Am nächsten Morgen kam er strahlend auf die Arbeit. Seine Kollegen fragten ihn verwundert: „Was ist denn mit dir los?“ Sie sahen die Hoffnung und den Frieden in seinen Augen. Sie merkten auch schnell, dass er keinen Spaß mehr am Alkohol und Sprücheklopfen hatte. Seine Sehnsucht nach Glück war gestillt. Denn er hatte den kennengelernt, der seinem Leben wieder Wert verliehen hatte.

Er, Jesus Christus, ist der größte Grund zur Freude, den man haben kann. Nicht umsonst heißt es in einem Lied "Das war der schönste Tag, den Gott mir jemals gab, als Jesus in mein dunkles Erdendasein trat." Es ist die größte Freude, die ein Mensch bekommen kann, wenn man ihn kennenlernt, wenn man ihn in sein Leben hineinlässt. Es ist ja niemand anders als der Sohn Gottes, der Mächtigste aller Mächtigen. Er hat wunderbare Macht zu helfen, aus scheinbar ausweglosen Lagen herauszuführen, zu trösten und vor allen Dingen immer wieder Schuld zu vergeben. Jeden Tag kann man sich über diesen Jesus Christus freuen, über das, was er an einem tut.

Wer bei Jesus ist, der lebt unter dem geöffneten Himmel. Das heißt nichts, keine Schuld, keine Sünde, trennt mich von Gott und ich darf fortgesetzt etwas mit ihm erfahren. Ja, ich darf sogar Abenteuer mit ihm erleben. Wer glaubt, erlebt immer wieder Wunder mit einem lebendigen Gott. Er merkt immer neu, dass es keine aussichtslosen Lagen für ihn gibt.

Jedes Wunder und jede Hilfe ist nur eine Anzahlung dafür, dass Gott zu viel Größerem bereit ist. Im Christentum geht es von Erkenntnis zu Erkenntnis, von einem Wunder zum nächsten. Wer etwas mit Gott erlebt hat, der darf auf noch Größeres hoffen. Wir brauchen nie traurig sein, dass etwas Schönes zu Ende gegangen ist. Es folgt immer noch Schöneres. Dem schönsten Tag werden noch schönere folgen.

Allerdings: Wenn du Jesus nachfolgst, hast du nicht immer ein bequemes Leben. Da hast du nicht alle Tage Sonnenschein. Du bleibst auch als Christ nicht verschont vor Finanzproblemen, Krankheit, Liebeskummer und anderen Problemen. Wer dir so etwas verspricht, ist bestimmt ein Scharlatan. So ein Glück, wo du nie Probleme hast, kann ich dir nicht versprechen.

Wenn du Jesus nachfolgst, hast du es sogar manchmal schwerer wie sonst. Dann willst du zum Beispiel nicht mehr lügen. Dann willst du lieber die Wahrheit sagen, auch wenn eine Lüge für dich leichter wäre.

Aber du tauschst für diese und andere Unannehmlichkeiten viele andere Annehmlichkeiten ein, von denen ein anderer Mensch nichts weiß. Du erfährst ein Glück, das du vorher noch nicht gekannt hast.

Weltweit werden Millionen von Menschen wegen ihres Glaubens an Jesus verfolgt. So auch die eritreische Gospelsängerin Helen Berhane. Sie wurde gefangen genommen, weil sie die gute Nachricht von Jesus Christus weitersagte. Vier Monate lang wird sie in einen Metallschiffscontainer in Einzelhaft gesteckt. Und ausgerechnet über diese Zeit sagt sie: "Für mich war es die beste Zeit meiner Haft. Ich kam an Papier und einen Stift. Mit viel Freude schrieb ich Lieder und Zeugnisse. Jeden Tag schrieb ich vier oder fünf ermutigende Botschaften für meine Mitgefangenen."

Dieses Glück, das Jesus dir geben will, hängt eben nicht von den äußeren Umständen ab. Es kann dich auch dann erfüllen, wenn du dich in einer äußerst bescheidenen Lage befindest. Es ist ein Glück, das dich auch dann nicht verlässt, wenn du den Tränen näher bist als dem Lachen.

Das ist wirklich wahr, und ich habe es auch erlebt: Wenn es mir am dreckigsten ging und zu Jesus gerufen habe, dann kam er auch mit seinem Trost und mit seinem Frieden.

Dies gilt auch, wenn du für deinen Glauben an Jesus statt Anerkennung Hohn und Spott erntest. So habe ich es auch erlebt.

Als Schüler hing ich einmal ein Plakat für eine christliche Veranstaltung in der Pausenhalle der Schule auf. Jemand aus meiner Klasse muss mich dabei beobachtet haben. Denn im Klassenzimmer warf er mir vor, ein religiöser Spinner zu sein. Im gleichen Moment kam über mich eine Freude und ein Glück, dass ich demjenigen gar nicht böse sein konnte. Jesus war mir ganz nahe. Da durfte ich erfahren, dass Jesus keinen, der für ihn nur ein bisschen leidet, im Stich lässt. Ich bin mir sicher: Es tut keinem leid, der für seinen Glauben an Jesus verspottet oder gar verfolgt wird. Wenn du tust, was ihn glücklich macht, wirst du auch glücklich.

Amen