Bayreuth, den 25.2.18 Matthäus 12,38-42

Liebe Gemeinde! 

Vor ein paar Wochen erhielt ich eine Email. In der Betreffzeile stand: "Offizielle Gewinnbenachrichtigung". In der Mail wurde mir mitgeteilt, dass ich 935.470 Euro gewonnnen hätte. Drei Tage vorher stand in einer Mail, dass ich sogar 1.050.200 Euro gewonnen hätte. Ich Glückspilz! Innerhalb von drei Tagen fast 2 Millionen Euro gewonnen! Allerdings habe ich nicht auf die Emailadresse geklickt, um mich bei der angeblichen Lotterie zu melden. Denn ich bin mir sicher: Hinter diesen "Gewinnmitteilungen" stehen Betrüger, die meine Daten oder gar mein Geld wollen.

Klar, wir müssen aufpassen, damit wir nicht leichtgläubig irgendwelchen Versprechungen glauben, die gar nicht wahr sind. Die Gier nach Geld kann uns verführen, dass wir doch glauben, was gar nicht wahr sein kann. Dass wir vielleicht doch glauben, dass wir eine Million Euro bei einer Lotterie gewonnen haben, von der wir noch nie gehört haben.

Auch in Fragen des Glaubens ist durchaus Vorsicht angebracht. Auch auf diesem Gebiet werden wir überschüttet von Angeboten und Versprechungen. Das Christentum hat in Deutschland längst nicht mehr das Monopol, was den Glauben angelangt. Da gibt es andere Religionen wie den Islam, die für sich werben. Fernöstliche Lehren versprechen Lebensglück und Ausgeglichenheit, wenn man sich auf sie einlässt. Eine wachsende Zahl von Menschen in unserem Land glauben den Aussagen von bekannten Atheisten wie Richard Dawkins, die Religion für schädlich halten. So viele Meinungen, ein riesengroßes Angebot auf dem Gebiet der Weltanschauungen. Und welche ist die richtige? Eine, oder keine oder alle irgendwie ein bisschen? Leicht ist man versucht zu denken wie der Preußenkönig Friedrich der Große: "Jeder soll nach seiner Facon, also Meinung, selig werden."

Aber die Bibel redet anders. Im Neuen Testament erfahren wir: Es gibt einen und es gibt nur einen, auf den du dich wirklich absolut verlassen und dem du vertrauen kannst. Das ist Jesus.

Diesem Anspruch muss sich jeder stellen, der ihn hört und sich dafür oder dagegen entscheiden. So erging es auch den Menschen zur Zeit Jesu. Für die klugen und gebildeten Leute damals war es klar: Dieser Jesus kann nicht der sein, der er zu sein beansprucht, der versprochene Messias, ja der Sohn Gottes. Es sei denn, er beweist es. Wir haben es ja eben gehört: Sie fordern Zeichen, die seine Göttlichkeit erweisen, Zeichen, die hieb- und stichfest sind.

Aber, was hätte sie überzeugt? Und was würde die modernen Skeptiker überzeugen? Ein spektakuläres Heilungswunder vielleicht? Die hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten ja miterlebt. Die konnten sie nicht leugnen. Aber sie behaupteten: Wer sagt denn, dass Gott seine Hand im Spiel hat? Es kann doch auch der Teufel am Werke gewesen sein! Und heute könnten Zweifler sagen: Zufall, Placebowirkung, selbstheilende Kräfte.

Wenn einer nicht glauben will, dann bringt ihn auch das größte Wunder nicht dazu. Auch durch ein erlebtes Wunder würde er nicht zum Glauben an Jesus kommen.

Pfarrer Alexander Garth hat dazu einmal eine eindrückliche Geschichte erlebt. Er war Pfarrer in Sonneberg. Margarete, eine junge Frau, kommt zum Glauben an Jesus. Ihr Mann Stefan läst sich aber durch das Vorbild seiner Frau nicht in seinem Unglauben beirren. Immer im August findet in dem Ort eine große Tombola statt. Halb Sonneberg kauft sich ein Los. Auch Stefan kauft sich eins. Der Hauptgewinn: ein VW-Polo, den der schlecht bezahlte Arbeiter gut gebrauchen könnte. Er verkündet: "Wenn ich den Polo gewinne, dann glaube ich an Gott!" Alle Christen, die den Satz gehört hatten, beteten: "Lass doch den Stefan den Polo gewinnen!" Auch Pfarrer Garth flehte: "Gott, tu's für ihn!" Und tatsächlich: Stefans Los gewinnt den Hauptgewinn! Die Christen freuen sich: Jetzt wird der Stefan sicher auch glauben! Aber genau das Gegenteil geschieht. Der Gewinner fährt mit dem waldgrünen Polo nach hause - und bricht den Kontakt zur Gemeinde und den Christen ab. Nichts konnte ihn in seiner Meinung erschüttern: Gott gibt es nicht. Es kann ihn nicht geben. Alles Zufall.

Glauben an Jesus entsteht nicht durch unwiderlegbare Beweise. Die gibt es nicht. Glaube an Jesus hat etwas mit Liebe zu ihm zu tun. Liebe kann ich nicht beweisen. Ich kann sie einem anderen Menschen zeigen und um gegenseitige Zuneigung werben. Aber dieser andere muss sich entscheiden: Nehme ich ihm seine Liebe ab oder glaube ich sie nicht?

Diese Liebe deutet Jesus selber hier in unserem Predigtabschnitt in rätselhaft klingenden Worten an. Er spricht hier von dem Zeichen des Jona.

Jona war ein alttestamentlicher Prophet. Er sollte die Bewohner der heidnischen Stadt Ninive vor ihren bevorstehenden Untergang warnen. Aber er wollte nicht. Lieber floh er in die entgegen gesetzte Richtung, nach Westen. Ein Sturm kam auf. Jona wird von den abergläubischen Seeleuten ins Meer geworfen, um seinen zornigen Gott zu beruhigen. Jona wird von einem großen Fisch verschluckt. In dessen Bauch verbringt er drei Tage und zwei Nächte. Dann spuckt der Fisch den Propheten an Land aus. Lebendig wohlgemerkt.

Ein großes Wunder, zweifellos. Aber ein noch größeres Wunder vollzog sich an Jesus. Er verbrachte drei Tage und zwei Nächte im Reich des Todes. Jesus starb an Karfreitag am Kreuz und ist am dritten Tage wieder auferstanden. Sein Tod und seine Auferstehung sind das größte Zeichen seiner Liebe zu uns.

Jesus starb ja nicht, weil die eifersüchtigen Führer des jüdischen Volkes es so wollten und ein schwacher Richter wie Pontius Pilatus es nicht wagte, sich ihrem Willen zu widersetzen. Nein, sein Tod war von Gott so gewollt. Jesus starb stellvertretend für uns. Eigentlich hätten wir dort hängen müssen. Eigentlich hätten wir die Hölle am Kreuz durchmachen müssen. Aber das tat Jesus für uns. Weil er uns liebt. Weil er will, dass wir in den Himmel kommen.

Das andere Zeichen ist genauso wichtig: Jesus ist nicht im Tode geblieben. Sondern er ist auferstanden. Er ist mächtiger als der Tod.

Dieses Zeichen des Todes und der Auferstehung Jesu ist ein Signal einer unbegreiflichen Liebe Gottes zu einem jeden Menschen, auch zu dir und mir. Und dieses Zeichen wartet auf Antwort. Es wartet auf unseren Glauben.

Nur: Wie macht man das: an Jesus zu glauben? Wie soll man glauben können, wenn man noch gar nicht so richtig weiß, ob das wirklich mit Jesus stimmt?

Stellen wir uns vor, jemand würde zu uns sagen: „Ich zweifle daran, ob es unsere Oberbürgermeisterin wirklich gibt. Ich habe sie noch nie gesehen, und was in der Zeitung über sie steht, könnte ja auch erfunden sein.“ Was würden wir dieser Person raten? Würden wir sagen: „Gib dir einfach mehr Mühe, daran zu glauben!“? Wahrscheinlich nicht. Der beste Rat für diese Person müsste etwa so lauten: „Versuch, ihr persönlich zu begegnen. Such dir Menschen, die sie kennen, und frag sie, ob es sie wirklich gibt und wie sie so ist.“

Mit Jesus ist es ganz ähnlich. Um an ihn glauben zu können, musst du zunächst versuchen, ihn kennen zu lernen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, die sich nicht einander ausschließen sondern ergänzen.

Erste Möglichkeit: Lies im Neuen Testament über ihn. Die vier Evangelien geben dir ein ausreichendes Bild über Jesus.

Zweite Möglichkeit: Suche die Nähe von Menschen, die Jesus kennen und von ihm erzählen und höre ihnen zu. Suche solche und ähnliche Veranstaltungen wie heute auf, in denen es um Jesus geht.

Dritte Möglichkeit: Unterhalte dich mit solchen Menschen, die von sich sagen, dass sie Jesus kennen. Frage sie, wie sie selber Jesus kennengelernt haben. Und lass dir von ihnen Tipps geben, wie du selber ihm näher kommen kannst.

Und dann, früher oder später, vielleicht sogar schon heute früh, kommst du zu einem Punkt, wo du nicht mehr sagen kannst: „Ich kann nicht glauben.“ Irgendwann hast du das Wesentliche begriffen, worum es im Glauben an Jesus geht. Dann musst du dich entscheiden. Dann musst du sagen: „Ich will glauben!“ Oder: „Ich will nicht glauben!“

Das gibt es leider immer wieder, dass Menschen sich gegen den Glauben an Jesus entscheiden. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sie die Konsequenzen scheuen. Wenn du dich mit Jesus beschäftigst, dann lernst du dich selber auch kennen. Du merkst, was in deinem Leben nicht in Ordnung ist. Was in deinem Verhältnis zu deinen Mitmenschen nicht stimmt. Vor allen Dingen fehlt es an Liebe. Und auch in deinem Verhältnis zu Gott stimmt es nicht. Er ist nicht der Mittelpunkt deines Lebens, der er eigentlich sein sollte.

Jesus will dir nun Vergebung und einen Neuanfang schenken. Du darfst seine Liebe annehmen, und er wird auch dein Leben verändern.

Das war übrigens auch der Grund, warum die Bewohner von Ninive den Worten von Jona glaubten. Sie waren keine Juden. Sie kannten die Bibel und den Gott des Alten Testamentes nicht. Aber sie kannten sich. Sie haben unter den Worten von Jona erkannt, dass sie Sünder waren, die Vergebung brauchten. Sie waren wie Schiffsbrüchige. Und Jona warf ihnen den Rettungsring zu. Sie sollten sich dem lebendigen Gott zuwenden. Das taten sie und der angekündigte Untergang fand nicht statt.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu erkannten sich nicht. Sie dachten: Wir sind brave und anständige Leute. Wir brauchen keine Vergebung.

Und du? Hoffentlich sagst du auch nicht: Das, was Jesus mir anbietet, will ich nicht. Ich brauche keine Vergebung. Ich will nicht anders werden. Ich will so bleiben, wie ich bin. Das kannst du natürlich machen. Aber dann musst du auch die Konsequenzen tragen und einmal in der Ewigkeit vor Gott alleine für dein Leben gerade stehen, ohne Jesus und ohne seine Vergebung. Ich könnte das nicht und wollte das auch nicht.

Ich hoffe vielmehr, dass alle, wirklich alle hier in diesem Raum an diesen Jesus Christus glauben wollen. Warum? Weil ich selber immer wieder erfahren habe, dass dieser Glaube stimmt. Ich kann wirklich nicht sagen, dass mich dieser Glaube jemals einmal enttäuscht hätte. Und ich weiß, viele in diesem Raum und viele Millionen Christen könnten das Gleiche wie ich sagen.

Wer glaubt, der darf immer wieder Zeichen der Liebe Gottes erfahren. Keine Zeichen, die er wie die Pharisäer und Schriftgelehrten frech selbst gefordert hat, sondern die Gott ihn erleben lässt.

Ich denke an folgende Geschichte, die sich im Ruhrgebiet vor 90 Jahren so zugetragen hat:

Ein Redner trat in einer großen Versammlung auf und behauptete in einer langen Rede, dass es keinen Gott geben könne. Als er nach zwei Stunden fertig war, wurde Gelegenheit zur Diskussion gegeben. Da stand eine alte Oma auf, marschierte nach vorne und sagte: „Herr Redner, jetzt haben Sie zwei Stunden lang von Ihrem Unglauben gesprochen. Lassen Sie mich jetzt 5 Minuten von meinem Glauben sprechen.“ Und da erzählte Sie, wie Gott ihr zwar viel in ihrem Leben zugemutet, aber sie nie im Stich gelassen hatte. Sie zählte auf, wo und wie ihr Glaube an Jesus ihr geholfen hatte. Dann fragte sie den Redner: „Und jetzt frage ich Sie, Herr Redner: Was hat Ihr Unglaube für Sie getan?“ Unendliche Verlegenheit des Redners: Er konnte ihr keine Antwort geben!

Jesus lebt und kann von denen erfahren werden, die ihm vertrauen. Es ist nicht immer leicht, an ihn zu glauben. Du musst trotzdem manches Schwere durchmachen. Du hast nicht immer ein leichtes Leben, wenn du an Jesus glaubst. Aber du hast immer einen, an den du dich in den schwierigsten und aussichtslosesten Lagen wenden kannst.

Jesus kann Dinge bewegen, schwierige Situationen ändern, - und, das ist wohl das noch größere Wunder: auch dich selbst. Wo du gemerkt hast: Ich bin nicht so, wie ich sein sollte. Da fehlt zum Beispiel so viel Liebe und Geduld in meinem Leben, da ist soviel Sorgen und Unglauben da. Dann kann Jesus eingreifen und dich verändern. Traue es ihm nur zu. Glaube es ihm. Er tut es.

Wo geglaubt wird, da geschehen immer wieder Eingreifen Gottes, da bleibt nicht alles beim Alten sondern es ändern sich scheinbar hoffnungslose Lagen und sündige Menschen. Und auch scheinbar unbelehrbare Zweifler.

Ein Mann erzählt: „Ein paar Wochen vor seinem Tod rief mein Schwiegervater bei uns an. Er telefonierte lange mit meiner Frau und sagte ihr: "Ihr hattet recht." Verdutzt fragte meine Frau: "Womit?" Er erklärte: "Ich habe all die Jahre so oft mit Gott gehadert, habe über ihn diskutiert mit euch, habe die Bibel zerpflückt, habe mit euch gestritten, habe mit modernen Theologen argumentiert, wie man das alles verstehen soll… Ich habe so oft intellektuelle Zerquetschungen vorgenommen. … Aber ihr hattet recht: Wir können einfach nur staunen und glauben, dass Jesus unser Heiland und Herr ist. Dann wird alles gut. Es ist so einfach! - An Jesus glauben. Mehr ist nicht nötig.“

Ich glaube, dieser Schwiegervater war ein großer Mann. Es gehört ja Mut dazu, zuzugeben: Ich habe gedacht, ich war so klug. Und die so kindlich an Jesus glauben, sind dumm. Aber es war genau umgedreht. Nun erkannte er: "Es ist alles so einfach! - An Jesus glauben. Mehr ist nicht nötig.“ Mach es doch auch so. Vertraue Jesus dein Leben an, jeden Tag neu. Dann wirst du immer wieder Zeichen seiner Liebe erfahren.

Amen