Bayreuth, den 1.4.18 1. Korinther 15,50-58

Liebe Gemeinde! 

Viele unter uns haben sicher schon mal von Steve Jobs gehört. Er war der Gründer und langjährige Entwicklungschef der Firma "Apple", vor allem bekannt durch ihre Smartphones. Der sagte kurz vor seinem Tod: "Der Tod ist wahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens. Er verändert das Leben, er entrümpelt das Alte und schafft Platz für Neues."

So eine Aussage ist kalt und grausam. Was sollen Eltern mit solchen Sätzen anfangen, denen ein Kind gestorben ist, oder Ehepartner, die weinend am Grab ihrer Frau oder ihres Mannes stehen? Gar nichts.

Der Mensch ist mehr als eine Maschine, die irgendwann ihren Geist aufgibt und dann weggeworfen wird, um etwas Besserem Platz zu machen. Der Tod ist der "letzte Feind", sagt Paulus hier in 1, Korinther 15, das man als das "Auferstehungskapitel" bezeichnet. Der Tod ist der Feind des Lebens. Er kann nicht das letzte Wort behalten. Das letzte Wort behält Gott, der ewiges Leben schenkt.

Aber was heißt das nun: "ewiges Leben"? Es bedeutet nicht "Unsterblichkeit". Das ist ja der Traum von so manchen Wissenschaftlern, wie zum Beispiel den "Kryonikern". Das sind Leute, die andere Menschen auf ihren Wunsch hin nach ihrem Tod sofort einfrieren, in der Hoffnung, dass neue Technologien sie irgendwann wieder zum Leben erwecken können. Diese Kryoniker glauben also fest an ein Leben nach der Kälte. Dieser Wunsch nach Unsterblichkeit hat nichts mit dem zu tun, was Paulus hier in 1. Korinther 15 mit der Auferstehung der Toten meint. "Das Verwesliche wird nicht erben die Unverweslichkeit", sagt er. Ewiges Leben gibt es nur durch eine Verwandlung, nicht dadurch, dass unser sterblicher Körper auf irgendeine Weise weiterlebt.

Natürlich kann ich alle möglichen Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod haben. Wenn sie wahr wären, wäre das Leben eine höchst armselige und trübsinnige Angelegenheit.

So kannst du glauben, mit dem Tod sei alles aus. Dann heißt das für dich: Ran an den Speck! Genieß das Leben, so gut es geht. Wenn es schon keinen Himmel gibt, dann musst du ihn auf dieser Erde suchen. Möglichst viel Glück bei minimalem Leid. Vielleicht klappt’s, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist das Leben einmal vorbei. Der Mensch wäre nur ein Stück Materie, das vom Nichts zum Nichts taumelt. Und dazwischen läge unser Leben. Wer will das wirklich glauben, für sich, für sein Leben?

Du kannst auch daran glauben, dass du schon einmal gelebt hast und nach dem Tod noch einmal geboren wirst. Für mich eine schreckliche Vorstellung. Denn ich frage mich: Wozu soll ich denn noch einmal und noch einmal geboren werden? Buddha, der diese Lehre von der Wiedergeburt lehrte, würde wohl sagen: Damit du dich im Laufe deiner Leben von all deinen Wünschen und Sehnsüchten befreist und du ins Nirwana kommst. Das Nirwana ist kein Himmel, sondern der Zustand, in dem es dich als Ich nicht mehr gibt, wo du dich auflöst in die große Weltseele. Will das jemand wirklich glauben? Wer sehnt sich denn nach so einer Zukunft?

Ich möchte mich lieber auf das verlassen, was Paulus zu diesem Thema gesagt hat. Er redet hier in 1. Korinther 15 von Jesus und seiner Auferstehung. Das heißt Jesus war der Einzige, der die Todesmauer in beide Richtungen durchbrochen hat. Jesus ist gestorben und auferstanden. Seine Auferstehung ist kein Mythos, kein Wunschgedanke von ein paar überdrehten religiösen Fanatikern. Sondern sie wird uns von der Bibel glaubhaft erzählt. Sie berichtet von mehreren hundert Zeitzeugen, die Jesus unabhängig voneinander gesehen haben. Sie erzählt von seinem leeren Grab, das sogar seine Feinde nicht leugnen konnten. Fast alle seine engsten Anhänger wurden umgebracht, weil sie anderen erzählten, dieser Jesus ist der Herr der Welt, er ist auferstanden und man kann mit ihm Erfahrungen machen. Würdest du dich für eine Lüge oder eine höchst unsichere Sache umbringen lassen? Sicherlich nicht. Ich könnte nicht einmal sagen, dass ich für meine erkannte Wahrheit mich umbringen lassen könnte, wenn Gott mir dazu nicht die Kraft gibt.

Es gibt den Himmel, es gibt die Ewigkeit, in die Jesus vorangegangen ist, um die nachzuholen, die in diesem Leben an ihn geglaubt haben. Dieser Himmel ist eine andere Dimension unserer Wirklichkeit, die wir mit unseren Sinnesorganen in diesem Leben nicht wahrnehmen können sondern erst nach unserem Tode. Wir leben dann weiter, aber nicht in einem leeren, öden Ort über den Wolken. Es ist keine langweilige Welt, in der ich wie in der Geschichte von Ludwig Thoma "Münchner im Himmel" den ganzen Tag "Halleluja" singen muss.

Der Himmel ist ein Land von unendlicher Schönheit und Vollkommenheit, voller Licht und Farben. Jesus vergleicht einmal den Himmel mit einer Hochzeit, dem schönsten und prächtigsten gesellschaftlichen Ereignis, das es im damaligen Orient gab.

Johannes, der das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, geschrieben hat, hat diese Welt in einer Vision gesehen. Und er beschreibt sie mit Worten, die unsere Vorstellungskraft sprengen. Da funkeln Edelsteine, da glänzt Gold. Prächtiger geht’s nicht mehr. In der neuen Welt Gottes wird es keine Tränen mehr geben, denn Gott selber wird alle Tränen trocknen. Alles, was unser Leben auf der Erde schwer und bedrückend macht, ist weg. Es wird keine Kriege mehr geben, kein Sterben, kein Leid, keine Ungerechtigkeit, keinen Hunger, keine Krankheiten, keine Angst, keine Sorgen, keinen Frust, keine Enttäuschungen und unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte. Es wird also keine Arztpraxen geben, keine Apotheken und Krankenhäuser. Auch die Waffen werden für immer schweigen. Es gibt keine Amokläufe mehr, keine explodierenden Bomben und Minenfelder. Da ist aller innerer und äußerer Hunger gestillt.

Das Allerschönste und Größte im Himmel wird Gott selber sein. Dort kann man ihn sehen, ihm begegnen und sich in alle Ewigkeit an seiner Nähe und Gegenwart und vor allen Dingen an seiner Liebe erfreuen.

In diese neue Welt Gottes kann man nicht so, wie man ist, einfach hineinspazieren. In diese neue Welt Gottes kommen neue Menschen hinein, von Gott komplett erneuerte Menschen. Die entscheidende Erneuerung geschieht durch den Geist Gottes. Diesen erhält jeder, der an Jesus als seinen Herrn und Erlöser glaubt. Dieser Geist Gottes ist in jedem glaubenden Christen. Und dieser Geist verändert ihn im Laufe seines Lebens. In der Offenbarung von Johannes heißt es: Wer "überwindet", bei dem wird diese Veränderung geschehen.

"Überwinden" heißt wörtlich übersetzt "siegen". Und "siegen" bedeutet nun nichts anderes als "festhalten am Glauben". Es heißt zu glauben, dass der Herr Jesus mich lieb hat, dass er mir vergibt, auch wenn meine Sünde noch so groß ist und dann nicht zu zweifeln: "Liebt mich der Herr Jesus noch?" Es heißt zu glauben, dass der Herr Jesus alles was noch nicht bei uns stimmt, in Ordnung bringt. Es heißt zu glauben: Gerade aus dem dunkelsten Punkt deines Lebens kann Jesus das Hellste und Wunderbarste bei dir machen. Denn wo du in deinen eigenen Augen ein Nichts bist, kann er bei dir alles werden, wenn du es ihm nur zutraust. So glauben, heißt "siegen", heißt "überwinden".

Auch unser Körper passt so, wie er ist, nicht in das Reich Gottes hinein. Er kann krank werden, er altert, er stirbt. Krankheit, Alter und Tod wird es allerdings im Himmel nicht geben. Das Verwesliche wird nicht erben die Unverweslichkeit, schreibt hier Paulus. Wir werden von Gott bei unserer Auferstehung einen neuen Körper bekommen. Allerdings ist diese Verwandlung kein kompletter Austausch. Wir werden die bleiben, die wir sind.

Es ist also nicht so wie beim Märchen vom Froschkönig. Wir kennen es sicher. Da klatscht die Prinzessin den ungeliebten Frosch an die Wand. Und das hässliche, glitschige Tier verwandelt sich in einen wunderschönen, strahlenden Prinzen.

Bei unserer Auferstehung wird es anders sein. Wir werden zwar keinen Körper aus Fleisch und Blut haben. Wir werden keine Schmerzen leiden, - tröstlich für die Schmerzgeplagten unter uns! - wir können nicht mehr krank werden oder gar sterben. So wird es uns in der Offenbarung 21 versprochen. Wir werden uns nicht in eine andere Person verwandeln. Wir werden bleiben, wer wir sind.

Wir kennen ja die Auferstehungsgeschichten. Jesus trug auf der einen Seite noch die Wundmale seiner Kreuzigung an seinem neuen Körper. Seine Jünger haben ihn auch erkannt. Aber andererseits konnte er auch durch Wände gehen und war unsterblich.

Vielleicht klingt das alles, was ich gerade gesagt habe, für manche unter uns wie fromme Fantasy. Aber es ist das, was das Neue Testament über die Auferstehung sagt. Und ich würde den Skeptikern unter uns raten: Lassen Sie sich auf diese Botschaft ein. Glauben Sie sie kindlich. Und lassen Sie sich überraschen. Ich bin mir sicher: Da wir einen überaus kreativen Gott haben, der uns nur das Beste gönnt, werden wir uns einmal wundern, wie es dort in der Ewigkeit sein wird.

Wir können ja jetzt schon etwas von dieser wunderbaren Welt spüren, etwa bei einem überwältigenden Sonnenuntergang oder wenn ein Pfarrer einem Menschen zuspricht: „Deine Sünden sind dir vergeben!“

Dann spiegelt sich oft in den Gesichtern derer, die das glauben, ein Stück Himmel wider. Manche Christen haben kurz vor ihrem Tod ganz besonders die Geborgenheit und Freude im Himmel gespürt. „In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder“, sagte Christoph Probst zu Sophie Scholl, bevor sie von den Nazis hingerichtet wurden.

Ich denke auch an Dietrich Bonhoeffer, der vor seiner Exekution sagte: „Das ist das Ende. Für mich ist es der Anfang.“

Es ist also ein wunderbares Ziel, das ein glaubender Mensch haben darf. Wer um dieses Ziel weiß, setzt auch die richtigen Prioritäten in seinem Leben. Der möchte dann nicht seinen Tag damit verbringen, fünf Stunden vor dem Fernseher zu sitzen und danach noch drei Stunden vor dem PC. Sondern er fragt sich und Gott seinen Herrn im Gebet: Was ist wirklich wichtig? Worauf kommt es an? Er möchte das tun, was seinem Leben Sinn gibt.

Und wo finde ich nun den Sinn meines Lebens? Antwort: An dem Platz, wo Gott uns hingestellt hat. Dort soll ich meine Aufgaben verrichten, ob zu Hause als Vater oder Mutter, im Beruf, in der Schule oder als Mitarbeiter in einer Kirchengemeinde, zur Ehre Gottes und zum Wohle für meine Mitmenschen. Das ist nicht immer einfach. Das kostet Kraft. Wir müssen uns oft plagen und anstrengen. Aber diese Arbeit ist, wenn sie im Auftrag und der Kraft Jesu getan wird, nicht umsonst, nie. Wir dürfen wissen: Jesus lässt uns nicht allein. Seine Kraft lässt uns durchhalten, gerade da, wo es schwer ist. Wo unsere Kräfte versagen, da gibt er seine Kraft.

Und wenn der Alltag uns mürbe machen will, müde und verdrossen, dann können wir uns das Ziel unseres Glaubens vor Augen stellen: die wunderbare Herrlichkeit Gottes.

Herrlichkeit wartet auf den, der im Glauben nicht schlapp macht. Für dieses Ziel lohnt es sich, sich ganz und gar einzusetzen, jeden Tag, jede Stunde unseres Lebens. Es lohnt sich, Kinder groß zu ziehen, den Ehepartner zu lieben und zu ehren, im Beruf seinen Mann oder seine Frau zu stehen, in der Kirchengemeinde treu seinen Dienst zu verrichten, ob es jetzt das Betreuen von Kindern ist oder das Austragen der Gemeindenachrichten. So ein Tun ist nicht umsonst. Sondern es steht im Gesamtzusammenhang eines Planes Gottes. Und es wartet Herrlichkeit auf den, der im Vertrauen auf die Hilfe und Gnade Gottes seine irdischen Aufgaben verrichtet. Halten wir uns dieses Ziel immer wieder vor Augen, so wie jener Jungscharleiter es einmal tat.

Es war bei einer Jungscharwanderung im Sommer. Die Sonne brannte vom Himmel herab, der Schweiß rann, die Zunge klebte, die Glieder wurden schwer und müde. Die Kinder konnten nicht mehr, setzten sich einfach hin und weigerten sich, weiterzugehen. Der Leiter redete mit Engelszungen auf sie ein, es half nichts. Die Jungen waren nicht mehr zum weitergehen zu bewegen.

Da sprach der Leiter von dem Ziel, einer alten Burg. Wenn man aufstehen würde, könnte man sie sehen. Dort gab es Limonade und Eis und solche Schnitzel! Diese Worte halfen. Es ging weiter und ehe sie es sich versahen, waren sie schon am Ziel.

Wenn schon ein irdisches Ziel solche Kräfte freisetzen kann, wie viel mehr kann dies das wunderbare Ziel der Ewigkeit tun!

Der Tod macht nicht alles zunichte, was wir für Jesus und mit seiner Kraft getan haben. Sondern es bleibt. Und es bleibt aufgehoben für die Ewigkeit, auch wenn wir uns das vielleicht nicht vorstellen können. Deshalb können wir jetzt schon mit Paulus sprechen: "Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus."

Amen