Bayreuth, den 2.6.19 1. Könige 3,5-10

Liebe Gemeinde!

"Was würdest du dir wünschen, wenn du einen Wunsch frei hättest?" Was würden Sie antworten? Was würdest du auf diese Frage sagen? "Ich wünsche mir Gesundheit!" würden vielleicht die Älteren und nicht nur sie antworten. "Ich wünsche mir einen Partner!" könnten die Ledigen unter uns sagen. "Ich wünsche mir, dass ich die Schule schaffe oder das Studium und eine gute Arbeitsstelle bekomme!" könnten wir von den Jüngeren zu hören bekommen.

Einen Wunsch frei haben, das gibt es eigentlich nur im Märchen. Und das, was Salomo erlebt, klingt ja tatsächlich wie ein Märchen. Nachts im Traum erscheint ihm Gott und sagt ihm: "Bitte, was ich dir geben soll." Natürlich gibt es seltsame Träume. Die haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Die haben wir sicherlich alle schon gehabt. Aber bei diesem Traum von Salomo war es ganz anders. Durch diesen Traum sprach Gott zu ihm.

Salomo war ein kluger König. Deshalb wünschte er sich nichts Belangloses. Das hätten wir wahrscheinlich auch nicht getan. Obwohl, vielleicht können wir auch die Versuchung, sich etwas absolut Belangloses zu wünschen. Beim letzten Jugendevent ging ich mit dem Mikro durch die Reihen der Jugendlichen und stellte die Frage: "Was wünschst du dir für dein Leben?" Und einer antwortete, mit einem Grinsen im Gesicht: "Dass der 1. FC Nürnberg mal wieder Deutscher Meister wird!" Es war natürlich nicht ernst gemeint. Ich muss gestehen, manchmal gibt bei es mir die Versuchung, etwa so zu beten: "Das wäre doch so schön, wenn mal wieder Borussia Dortmund Deutscher Meister werden würde. Nichts gegen die Bayern, aber die waren doch jetzt schon siebenmal hintereinander Meister." Aber das tue ich natürlich nicht, auch wenn's schwer fällt. Ich meine, Gott hat Wichtigeres zu tun.

Auch Salomo verplempert nun nicht seinen Wunsch für etwas Belangloses, wie etwa ein neues, besonders schmuckes königliches Gewand oder ein besonders schnelles Rassepferd für seine Stallungen. Hätte er ja machen können. Schließlich war er den schönen und wertvollen Dingen nicht abgeneigt. Sein Reichtum sollte sprichwörtlich werden. Und Jesus sagte später von ihm, dass er besonders herrliche Kleider trug. Er war sicher immer top gestylt.

Aber Salomo war kein Mensch, dem Reichtum und Schönheit am wichtigsten war. Er wusste: Er stand in seinem Land Israel in höchster politischer Verantwortung. Als König stand er an der Spitze des Staates. Er war letztlich für das Wohl und Wehe seines Landes verantwortlich. Es war ihm fremd, wie so viele Politiker und Herrscher aller Zeiten, in seine eigene Tasche zu wirtschaften. Es lag ihm ferne, sein Land auszubeuten, damit es ihm gut geht. Sondern er wollte das Beste für Israel. Und das war ein Herz, das Gott gehorcht.

Eine merkwürdig klingende Antwort. Warum bittet er nicht um Wohlstand für sein Volk, nicht um Frieden, soziale Gerechtigkeit? Weil es nicht das Wichtigste war. Auf die heutige Zeit übertragen muss man sagen: Die Bewahrung der Schöpfung, die Verringerung des CO2-Ausstoßes oder des Feinstaubes, die Erhaltung des Weltfriedens oder die Bekämpfung des Hungers sind sicher wichtige Ziele. Aber sie sind nicht die wichtigsten.

Ein junger Mann träumte: Er betritt einen Laden. Hinter der Theke steht ein Engel. Hastig fragt er ihn: "Was verkaufen Sie, mein Herr?" Der Engel antwortet freundlich: "Alles, was Sie wollen." Der junge Mann beginnt aufzuzählen: "Dann hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche …"

Da fällt ihm der Engel ins Wort: "Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen."

Die Veränderung unserer Welt beginnt mit der Veränderung unseres Herzens. Das weiß auch Salomo. Wenn es seinem Volk gut gehen soll, dann braucht es zuerst einen Herrscher, der Gott gehorsam ist.

Vielleicht hat Salomo das auch bei seinem Vater David gesehen. Vielleicht standen ihm dessen Fehler vor Augen. Söhne sehen die Fehler ihrer Väter ja oft mit sehr scharfen Augen. David hatte große Gaben und auch politisches Geschick, aber auch charakterliche Schwächen, die sich auf sein Volk verhängnisvoll auswirken sollten. Seine Schwäche waren schöne Frauen. Um eine schöne Frau heiraten zu können, ging er sogar buchstäblich über Leichen. Große Schwierigkeiten im Privatleben, vor allen Dingen mit seinen Söhnen, waren die Folge. Einer dieser Söhne zettelte sogar einen Bürgerkrieg an. Davids Herz war nicht rein. So erkannte er es selber. Das heißt, es war nicht ganz auf Gott fixiert sondern auch auf andere Dinge und Menschen. Deshalb bat er ja Gott im Psalm 51: "Schaffe in mir Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen beständigen Geist."

Vielleicht auch deshalb, weil ihm das schlechte Beispiel seines Vaters vor Augen stand, bat Salomo Gott: "Gib mir ein gehorsames Herz. Ein Herz, das nur das will, was du willst. Das ist das Wichtigste. Dann kann ich meine Aufgaben als König gut erfüllen. Dann liegt Segen auf meinem ganzen Leben."

Mit dieser Bitte ist uns Salomo ein Vorbild. Das brauchen wir doch auch alle: Ein Gott gehorsames Herz, ein offenes Herz für Gott, eines das gern das tut, was er will. Das ist doch das Wichtigste im Leben als Christ: Gott nahe zu sein und ihm immer näher kommen, ihn immer mehr kennenlernen und seinen Willen tun.

Aber: Da gibt es etwas, was euch und mich und Salomo davon abhält. Das ist das ungehorsame Herz! „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ (1.Mose 8,21) Sagt die Bibel. Das will Salomo nicht. Sein ungehorsames Herz soll gehorsamer werden. Er will keine falschen Entscheidungen mehr treffen. Nein, er will verstehen, was gut und böse ist. Er will so leben, dass es Gott gefällt.

Willst du das auch? Willst du Gott gehorsam sein? Dann bitte ihn darum! Die Worte des Liedermachers Manfred Siebald können wir zu den unseren machen:

"Gib mir die richtigen Worte, gib mir den richtigen Ton. Worte, die deutlich für jeden von dir reden, gib mir genau davon.
Gib mir die guten Gedanken, nimm mir das Netz vom Verstand, und lass mein Denken und Fühlen vor dir spielen so wie ein Kind im Sand.
Gib mir den längeren Atem, mein Atem reicht nicht sehr weit. Ich will noch einmal verstohlen Atem holen in deiner Ewigkeit."
(Lied: Gib mir die richtigen Worte)

Von Natur haben wir dies alles, was Manfred Siebald anspricht, nicht. Deshalb müssen wir Gott darum bitten: um die richtigen Worte, um gute Gedanken und die Puste, die Kraft für das rechte Tun. Letzten Endes ist es die Bitte um den Heiligen Geist. Wenn wir darum bitten, dann werden wir ihn bekommen. Das hat Jesus versprochen. Gott wird denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten, so lesen wir Lukas 11. Dann werden unsere Worte freundlich und klar. Dann treffen wir den rechten Ton. Dann wagen wir es, unseren Glauben zu bekennen. Dann kommen uns die richtigen Einfälle. Dann wissen wir auf einmal, was wir zu tun und lassen haben. Dann kriegen wir auch die nötigen Kräfte und das erforderliche Durchhaltevermögen für unser Tun.

So hat es Salomo selber erlebt. Gleich nach dieser Geschichte wird uns in der Bibel ein Beispiel von der Weisheit Salomos erzählt:

Zwei Frauen kamen zu Salomo. Sie hatten ein Baby mit dabei. Die erste Frau erzählte dem König und obersten Richter folgende Geschichte: Sie wohnte zusammen mit der anderen Frau im gleichen Haus und schlief im gleichen Zimmer. Beide hatten ein Kind zur Welt gebracht. Eines Nachts starb das Kind der anderen Frau. Sie hatte es aus Versehen im Schlaf erstickt. Nun wurde sie auf die andere Frau eifersüchtig, deren Kind noch lebte. So tauschte sie die Kinder aus. Das tote legte sie in die Arme der anderen, das lebendige nahm sie zu sich. Als sie erwachte, erschrak sie. Sie hatte ja ein totes Kind im Arm. Als sie das Baby näher betrachtete, merkte sie: Das war ja gar nicht ihr Kind sondern das der anderen Frau!

Da fiel die zweite Frau der ersten ins Wort und behauptete: Nein, König, es war genau umgedreht. Mein Kind lebt und das der anderen ist tot!"

Wie sollte der König die Wahrheit herausfinden? Da kam ihm eben ein von Gott gewirkter Einfall. Er befahl, ihm ein Schwert zu bringen. Da es unmöglich ist, die Wahrheit herauszubekommen, soll das Kind in zwei Teile geteilt werden. Jede der beiden Frauen soll eine Hälfte des Kindes bekommen. Da sprach nun das Mutterherz der einen Frau: "Nein, tut das nicht. Lieber soll es die andere bekommen!" Aber die andere erwiderte kalt: "Nein, König, so ist gerecht. Teilt das Kind!" Da wusste Salomo, wer die wahre Mutter war.

Auch wir stehen in unserem Leben immer wieder vor Entscheidungen. Da gibt es Entscheidungen ohne dramatische Folgen. Aber auch die können schwer fallen. "Entscheide nach deinem Geschmack!" wirbt die Kette "Starbucks". Wenn ich da aber sehe: Es gibt "Lebkuchen Latte", "Toffee Nut Latte", "Latte Macchiato" oder "Flavored Latte", dann frage ich mich schon: Was wollen die mir eigentlich verkaufen? Und: Was will ich denn eigentlich? Wenn ich mich dann verwirrt für eine simple Tasse Kaffee entscheide, dann kommt natürlich die freundliche Frage: "Welche Größe?" Und wenn mich dann entschieden habe, bin ich froh, wenn ich mich endlich setzen und das kostenlose WLAN nützen kann!

Dann gibt es natürlich so richtig wichtige Entscheidungen, wie zum Beispiel: Wen soll ich heiraten? Octavio und Adriana haben sich ihre Entscheidung gründlich und reiflich überlegt. Sie verlobten sich mit 15 im Jahr 1902. Aber dann hatten sie Bedenken. Passen wir wirklich zusammen? Und heirateten schließlich erst 1969, im Alter von 82 Jahren. Tja, sich nicht entscheiden können, das ist ein Problem!

Wie sollen wir handeln? Was ist richtig? Was ist falsch? Ich bin mir sicher: Wer Gott gehorchen will, den wird er auch zeigen, was das Richtige ist. Vertraue nur, dass er dich recht führen und dich mit seinen Augen leiten wird.

Die spannende Frage, die uns zum Schluss noch beschäftigen soll, lautet nun: Wie sieht das nun im Alltag aus? Wie finde ich den Willen Gottes für mein Leben, für all die vielen Entscheidungen, immer wieder?

Zum einen muss man sagen: Gott hat uns ja als freie Wesen geschaffen, die in vielen Dingen selber entscheiden müssen und sollen. Du hast die Freiheit, ob du jetzt nach England oder nach Frankreich in den Urlaub fährst oder zu hause bleibst oder ob du dir einen VW oder BMW oder lieber ein E-Bike kaufst. Du solltest es dir halt leisten können. Und du solltest dir angewöhnen, alle deine Entscheidungen anhand der Gebote Gottes zu beurteilen. Kann ich zum Beispiel eine Entscheidung treffen ohne zu lügen oder zu betrügen? Gott gibt dir Freiheit. Was wäre das für ein Gott, der einem bis ins Kleinste vorschreibt, wie du zu leben hast, dass du zum Beispiel nie nach Schweden in den Urlaub fahren darfst oder immer karierte Hemden tragen sollst und niemals T-Shirts?

Und dann gibt es auch wichtige Entscheidungen im privaten wie im beruflichen Bereich, da reicht nicht der gesunde Menschenverstand aus. Da ist nicht von vornherein klar: Das will Gott ganz bestimmt nicht. Da dürfen wir Gott um klare Wegweisung bitten.

Das setzt allerdings eines voraus: Wir müssen auf seine Antworten hören wollen, gehorchen wollen. Achthaben auf Jesus, auf seine Winke und Wegweisungen achten, das geht nur im persönlichen Gespräch mit ihm, im Gebet. Wenn wir uns immer wieder mit ihm in Verbindung setzen, ihn bitten uns seine Wege zu weisen, nur dann können wir geführt werden. Wie etwa durch einen Menschen, den er uns in den Weg stellt und der uns weiterhilft. Durch einen Seelsorger, der uns als erfahrener Christ gute Ratschläge geben kann und mit uns betet. Oder durch bestimmte Fügungen, also bestimmte Situationen, die Gott eintreten lässt, so dass wir wissen, wie unser Lebensweg weitergeht. Oder durch ein bestimmtes Bibelwort, das uns einfällt oder das uns während einer Predigt, bei der Bibellese oder bei einer Abendmahlsfeier wichtig wird. Sicher müssen wir darauf achten, ein Bibelwort nicht wie ein Orakel zu benutzen. Aber es ist Erfahrung von vielen Christen, dass das Wort Gottes einen oft klar führt. Ganz allgemein kann man sagen: Wer nur von Jesus geführt werden will, der wird auch geführt. Das ist eine Sache des Vertrauens.

Bei meiner Berufsentscheidung, bei meinen Stellenwechseln, bei vielen persönlichen Entscheidungen haben solche Bibelworte eine wichtige Rolle gespielt. Manchmal war Gott so gnädig, dass ich solche Worte zwei oder dreimal hintereinander hörte oder las und mir wichtig wurden. Das war für dann für mich wie ein liebevoller Stupser von Gott: "Jetzt glaube doch endlich dieses Wort und handle entsprechend!"

Leider sind wir nicht immer gehorsam. Manchmal haben wir auch Jesus missverstanden. Manchmal haben wir falsch gehandelt, sind gewissermaßen in die falsche Richtung gefahren. Da hilft nur eines: Auf unser inneres Navi hören, unser Gewissen: "Wenn möglich, bitte umkehren." Das heißt Buße tun, nicht jammern und andere, Gott und die Welt gewissermaßen für unsere Lage verantwortlich machen, sondern sich selber schuldig geben und um Vergebung bitten. Darauf wartet auch Jesus. Und er freut sich, wenn wir es tun und dann in Zukunft besser acht geben.

Manchmal tut sich auch gar nichts. Eben noch schien alles klar zu sein, dann sind wir auf einmal ausgebremst, durch eine Krankheit, eine Zeit der Arbeitslosigkeit oder der Ungewissheit, wie es in unserem Leben weitergehen soll. Dann bleibt uns nichts anderes übrig als uns in Geduld zu üben – und im Gottvertrauen. Wenn wir in einer bestimmten Lage nicht wissen wie es weitergeht, können wir uns die Worte aus dem Psalm 37 Vers 5 zu eigen machen: "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen." Wer das tut, in dessen Leben kommt eine große Gelassenheit und die Macht der Sorge muss weichen. Dann merkt er ja: Er, Gott, ist der Herr meines Lebens. Er führt mich recht.

Amen