Bayreuth, den 12.5.19 1. Mose 1,1-4a.26-31a; 2,1-4a

Liebe Gemeinde!

Es gibt eine Internet-Plattform von internationalen Denkern. Die meisten Mitglieder sind bekennende Gottesleugner. Einmal im Jahr stellen sie sich eine "Frage des Jahres". Im letzten Jahr gingen ihnen die Fragen aus. Deshalb lautete die Frage des Jahres 2018: "Was ist die letzte Frage, die noch übrig ist?" Nach Meinung dieser Wissenschaftler fehlten auf folgende Fragen einleuchtende Antworten. Ich nenne eine Auswahl:

"Was soll das alles?" "Warum sollen wir anständig sein?" "Warum erleben wir Momente der Bedeutsamkeit?" "Warum ist die Welt so schön?" Diese Leute versuchten alle möglichen Antworten auf diese Fragen zu geben. Aber sie trauten sich nicht die plausibelste Antwort zu geben: Wegen einem Schöpfer.

Gott hat diese Welt geschaffen. So haben wir es in diesem großartigem Text gehört, den ich eben vorgelesen habe. Es sind uralte Aussagen über die Entstehung der Welt, über 2500 Jahre alt, so vermuten viele Theologen. Natürlich kann man zurecht fragen: Wer hat denn das geschrieben? Es war ja kein Mensch dabei! Klar, aber Gott war dabei. Es gab zu allen Zeiten Menschen, denen Gott Einblicke in sein Wirken gewährt hat, zum Beispiel, was die Zukunft anbelangt. Propheten nennt man solche Leute. Und hier haben wir eben eine rückwärtsgewandte Prophetie als Predigttext gehört.

Es sind keine naturwissenschaftlichen Aussagen, die man wortwörtlich nehmen muss. Sondern dieser Schöpfungsbericht erzählt uns, wie die Erde als Lebensraum für den Menschen geschaffen wurde. Es geht in diesen Erzählungen nicht um eine naturwissenschaftlich korrekte Reihenfolge vom Urknall bis zur Erschaffung des Menschen, sondern um die Frage: Warum gibt es denn diese Welt, warum gibt es Sonne, Mond und Sterne, Meer und Kontinente, Tag und Nacht, Pflanzen, die Vögel, die Meeres- und Landtiere? Als Antwort lesen wir die ungeheuerliche Aussage: Die Schöpfung zielt auf den Menschen ab. Die Welt ist dafür da, um dem Menschen einen idealen Lebensraum zu bieten. Aber das ist noch nicht alles. Dieser Mensch ist dazu da, um mit Gott in eine Beziehung zu treten. Dieser Mensch und die ganze Schöpfung sind dazu da, um Gott zu ehren. Deshalb ist die Krone der Schöpfung nicht der Mensch. Das großartigste Schöpfungswerk ist der Tag, an dem Gott in besonderer Art und Weise geehrt werden soll: der Feiertag.

Vielen naturwissenschaftlich gebildeten Menschen sind diese Aussagen fremd geworden. Sie meinen, Gott nicht mehr zu brauchen. Die ganze Welt sei ohne das Eingreifen eines Gottes entstanden. Alles, das Universum, unsere Erde, das Leben, der Mensch, sei im Laufe der Jahrmilliarden entstanden, habe sich vom Niederen zum Höheren entwickelt. Das klingt alles so logisch, so naturwissenschaftlich, - und ist es doch nicht.

Freilich gab und gibt es Topwissenschaftler, für die ist der Glaube an Gott überflüssig und Unsinn. Ich denke da an den kürzlich verstorbenen Physiker Stephen Hawking. Dieses Genie glaubte nicht an einen Gott, der diese Welt geschaffen hatte. Warum? "Vor dem Urknall gab es keine Zeit", so schreibt er in einem nach seinem Tode erschienen Buch, "deshalb gab es keine Zeit, in der ein Schöpfer das Universum hätte machen können." Ja, hat denn dieser Mann niemals etwas von einer Ewigkeit gehört, davon, dass es auch eine Wirklichkeit jenseits von Raum und Zeit geben könnte? So dache Hawking. Aber es gibt auch andere hochrangige Wissenschaftler. Die sind durch die Wissenschaft dem Glauben näher gekommen.

Ich denke an Max Planck, Physiker und Nobelpreisträger. Der sagte einmal: "Religion und Naturwissenschaft schließen sich nicht aus, wie heutzutage manche glauben und fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander. Gott steht für den Gläubigen am Anfang, für den Physiker am Ende allen Denkens."

Werner Heisenberg, Atomphysiker und ebenfalls Nobelpreisträger, dachte ähnlich. Er war fasziniert davon, wie sich in der Natur immer wieder die Ordnung gegen das Chaos durchsetzte. Und so fragte er sich: Was steckt denn hinter dieser genialen Ordnung? Wo kommen denn die Naturgesetze her? So schreibt er: "Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."

Es gibt unzählige Beispiele für die grandiose Ordnung in unserem Weltall. Sie weisen alle darauf hin, dass eine unendlich geniale Macht diese Ordnung geschaffen hat.

Wir leben in einer wunderbaren Welt mit prächtigen Sonnenuntergängen, schönen Blumen, überwältigenden Landschaften und phantastischen Tieren. Wie das alles funktioniert, darüber wissen wir zweifellos mehr als frühere Generationen. Wir wissen, wie die Pflanzen und Tiere aufgebaut sind. Medizinische Erkenntnisse schreiten rasant voran. Wir wissen, warum sich der Horizont beim Sonnenuntergang manchmal rot färbt und können uns durch die Urknalltheorie sogar den Anfang des Universums erklären.

Aber was in aller Welt spricht denn nun dagegen, dass es hinter dieser Welt unsichtbar für uns aber doch erfahrbar jemand gibt, der diese wunderbare Welt sich ausgedacht und geschaffen hat, ein genialer Geist, eben Gott? Höchstwahrscheinlich ist diese Welt vor Milliarden von Jahren durch eine gewaltige Explosion, den so genannten Urknall entstanden. Aber es bleibt doch die Frage erlaubt: Wer hat denn da geknallt? Wer hat denn dafür gesorgt, dass durch eine Explosion kein Chaos entstand sondern eine wunderbare Welt? Professor Roland Töpfer von der Uni Karlsruhe sagt: Es war nicht nur ein großer Knall, es war ein strukturierter Knall. Die Naturkonstanten, die dabei wirksam waren, müssen exakt aufeinander abgestimmt gewesen sein. Sonst wäre dieses Universum nicht entstanden.

Vielleicht wäre es so manchem Gottesleugner oder Zweifler ganz recht, wenn es keinen Gott gäbe. Dann gäbe es ja keinen, nach dessen Regeln ich mich richten müsste. Ich könnte so leben, wie ich selber wollte. Und Gott würde mich bei so einem Leben nur stören. Das heißt: Ich wäre selber an die Stelle Gottes getreten. So dachte zum Beispiel der kürzlich verstorbene Modeschöpfer Karl Lagerfeld. Er wurde einmal nach Gott gefragt. Als Antwort sprach er von sich: "Es fängt mit mir an. Es hört mit mir auf. Basta."

Ich bin mir selbst mein Gott. Es leben Viele so, ob sie nun an Gott glauben oder nicht. So ein Leben mag Spaß machen. Aber man muss mit so einer Einstellung viel verdrängen. Ich darf nicht darüber nachdenken, dass mein Leben auf das Nichts zusteuert. Denn mit dem Tod ist es nach Meinung der Atheisten ja aus. Wenn es schwierig wird im Leben, muss ich auf das verzichten, was die Bibel Trost nennt. Ich darf nicht darüber nachdenken, dass das Leben dann keinen übergeordneten Sinn hat sondern nur aus Beschäftigungen besteht, die mir gefallen und oftmals auch nicht und aus Ereignissen, die über mich hereinbrechen und mit denen ich irgendwie fertig werde oder eben nicht. Für mich wäre das ein furchtbares Leben.

Aber Gott hat für uns ein anderes Leben, ein wunderbares, ein herrliches Leben bereit. Wir sind von ihm gewollt. Wir sind nicht nur das höchstentwickelte Säugetier. Sondern ein Wunderwerk Gottes.

Je mehr die Wissenschaftler darüber wissen, desto größer wird es: Das Wunder, dass ein Herz jahrzehntelang schlägt ohne auszusetzen, das Wunder, dass wir sehen, hören, riechen, schmecken, laufen, reden können, um nur Weniges zu nennen. Alles Zufall? Ich glaube lieber der Bibel, dass Gott die Welt durch sein planerisches Eingreifen geschaffen hat.

Gott hat den Menschen geschaffen. Man kann sagen: Er stammt von Gott ab. Nun habe ich schon oft gehört: "Der Mensch stammt doch vom Affen ab!" Natürlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Tier, bis hin zum Erbgut. Auch die Bibel sagt das. Der Mensch ist am gleichen Tag wie die Landtiere geschaffen. Im Kapitel 2 des 1. Mosebuches heißt es sogar: Gott hat den Menschen aus unbelebter Materie geformt. Aber deshalb ist der Mensch kein Stück Dreck sondern von Gott mit seinem Geist belebt. Und auch wenn die Primaten die nächsten Verwandten des Menschen sein sollten, so ist doch der Mensch kein höher entwickelter Affe. Die Bibel sagt: Der Mensch stammt von Gott ab. Das macht die Würde des Menschen aus.

Der Mensch ist Gottes Ebenbild, lesen wir in unsrem Predigttext. Er ist ein Gegenüber Gottes, sein Partner, könnte man sagen, oder vielleicht besser sein Kind. Der Mensch kann Gott erkennen, mit ihm reden, seine Stimme vernehmen, mit ihm in eine besondere Beziehung treten, in eine Beziehung der Liebe. Man kann nichts Größeres und Wahreres über den Menschen aussagen, als dass er ein Wesen ist, dem in besonderer Weise die Liebe Gottes gilt.

Der Mensch, jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt. Das gibt ihm seinen besonderen Wert und zwar jedem Menschen, auch dem Kranken, dem Behinderten, auch dem ungeborenen Leben.

Sicher, dieses Ebenbild ist verzerrt. Der Mensch, jeder Mensch, spiegelt nicht mehr das Wesen Gottes wider. Was ist da passiert? Die Bibel erzählt uns: Schon die ersten Menschen waren Gott ungehorsam. Sie haben auf eine böse, versucherische Stimme gehört. Die hat ihnen eingeredet: Gott gönnt euch nicht das ganze, gute schöne Leben. Wenn ihr das tut, was ihr selber wollt, dann geht es euch viel besser. Und die Menschen hörten auf diese Stimme des Teufels. Das Ergebnis war katastrophal: Vorher vertrauten sie Gott wie Kinder ihrem Vater. Aber danach, nach dem so genannten "Sündenfall", war das Verhältnis zu Gott gestört. Die Zeit der unmittelbaren Nähe zu Gott im Paradies war vorbei.

Diese uralte Geschichte von Adam und Eva ist die Geschichte eines jeden Menschen, ist auch unsere Geschichte. Auch wir leben unser Leben von Natur aus ohne Gott, leben so, wie wir es selber wollen und müssen auch die Erfahrung machen, die Manfred Siebald in einem Lied in die Worte fasst: "Es geht ohne Gott in die Dunkelheit."

Durch die Sünde ist Vieles, was Gott als vollkommen geschaffen hat, wieder zerstört. Bosheit, Lug und Trug, Gewalt und vieles andere Schlimme hat in der Menschheit Einzug gehalten. Und auch die Natur ist in Mitleidenschaft gezogen.

Seitdem lebt der Mensch ohne Frieden, ohne Verbindung mit Gott. Dieser Zustand ist solange der Fall, bis er das verloren gegangene Ebenbild Gottes wiederfindet.

Er findet es allein wieder in Jesus Christus. Im Kolosserbrief des Apostels Paulus lesen wir: “Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist... Es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.” Das Modell für den Menschen ist Jesus Christus. Der Mensch soll so sein, wie der Sohn Gottes, der von aller Ewigkeit her schon mit seinem Vater regierte. Und der Mensch hat dann seine Erfüllung gefunden, wenn er zum Ebenbild Gottes in Jesus Christus zurückgefunden hat, wenn er so ist, denkt, redet und handelt wie Jesus, wenn er von seiner Liebe zu den Menschen und seinem Vertrauen zu seinem himmlischen Vater erfüllt ist.

Zurückfinden zu dem Ebenbild Gottes, darum geht es in unserem Leben. Das ist sein Sinn. Gott hat uns in der Bibel diesen Weg des Anderswerdens gezeigt: Ich werde ein anderer Mensch, wenn ich Kontakt mit Jesus bekomme.

Ein elektrisches Licht funktioniert erst dann, es lebt gewissermaßen erst dann, wenn es an eine Stromquelle angeschlossen ist. Ansonsten ist es sinnlos, wie tot, ein Stück Blech oder Plastik mit vielen Drähten.

Genauso ist auch unser Leben erst sinnvoll, wenn wir Kontakt mit der Energiequelle, der Quelle des Lebens bekommen, mit Jesus. Auch wenn wir ihn nicht sehen, er ist uns nahe, er steht gewissermaßen neben uns und wartet darauf, dass wir Kontakt mit ihm aufnehmen. In der Offenbarung Johannis sagt er: “Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.” Das heißt Jesus steht vor der Tür unseres Lebens und wartet nur darauf, dass er uns alles schenkt, was wir zu einem sinnvollen Leben brauchen.

Wir brauchen nur zu ihm zu sprechen, ganz neu oder zum ersten Mal in unserem Leben: “Herr Jesus Christus, hier hast du mein Leben, mit all meinen Sehnsüchten, Wünschen, Sorgen, mit allem Verkehrten und Kaputten. Nimm mir meine Lasten ab. Vergib mir meine Sünde und Schuld. Und gib mir dafür deine Liebe, deine Kraft, deine Geborgenheit, gib mir deine Gesinnung. Gib meinem Leben durch deine Gegenwart einen bleibenden Sinn.”

Das Wunderbare ist: Jesus lässt sich auf dieses Tauschgeschäft ein: Er nimmt unser altes Leben und schenkt uns ein neues. “Wer in Christus ist, ist ein neues Geschöpf.” schreibt Paulus. Er ist ein Kind Gottes, noch kein vollkommener, fehlerloser Mensch, aber ein Wesen, in dem Jesus die bestimmende Wirklichkeit ist.

Bei einem jungen Mädchen geschah dies so:

Der vor einigen Jahren tödlich verunglückte Leiter des Tauernhofes in Schladming Hans Peter Royer erzählt in einem seiner Bücher von ihr. Sie arbeitete eine Zeitlang in seiner Einrichtung mit. Helen, so hieß sie, machte ihre Arbeit gut und ordentlich, aber wenn es um Bibel, Gott und Jesus ging, schaltete sie sichtbar ab. In der letzten Woche ihres Dienstes sprach sie Royer an: "Warum bist du eigentlich immer so negativ, wenn es um Gott geht?" Da sagte sie: "Weil ich Angst habe, meine Identiät zu verlieren, wenn ich mich auf Gott einlasse."

Daraufhin Royer: "Was ist denn deine Identität? Jetzt wäre ich neugierig, was du zu verlieren fürchtest. Wer bist du, Helen?" "Ja, ich bin die Helen." "Das ist dein Name. Aber wer bist du?" Sie wurde stutzig. "Ich bin Australierin." "Das ist deine Nationalität. Aber wer bist du?" "Ich will Krankenschwester werden." "Das ist dein Beruf. Wer bist du?" Da wusste sie nicht mehr, was sie sagen sollte und Royer auch nicht. Nur eines gab er ihr noch mit:" Helen, tu mir einen Gefallen und setze dich heute Nacht eine halbe Stunde hin, und denke mal darüber nach, wer du bist. Du hast mir gesagt, du willst dich nicht auf Gott einlassen, weil du Angst hast, deine Identität zu verlieren. Ich möchte nur wissen, was du zu verlieren fürchtest."

"Okay, mache ich", sagte sie zu und ging in ihr Zimmer. Am nächsten Tag traf sie Royer wieder. Sie lachte über das ganze Gesicht und sie sagte zu ihm: "Ich habe gestern mein Leben Jesus anvertraut. Ich habe darüber nachgedacht, wer ich bin, und festgestellt, dass ich es nicht weiß. Jetzt weiß ich, wer ich bin: Ich bin ein Kind Gottes. Jetzt habe ich eine Identität."

Es gibt nichts Schöneres, wenn einer sagen kann: Ich bin ein Kind Gottes. Das ist meine Identität. 

Amen