Bayreuth, den 17.11.2021 - Matthäus 7,13-14

Liebe Gemeinde!  

Jesus redet hier am Ende der Bergpredigt von zwei Möglichkeiten sein Leben zu führen. Das klingt überraschend. Gerade in unserer Zeit. In unserer freiheitlichen Gesellschaft gibt es viele Möglichkeiten, wie ich mein Leben gestalte. Das macht ja gerade unseren westlichen Lebensstil aus. Alles ist irgendwie okay. Hauptsache, ich komme mit dem Gesetz nicht in Konflikt. Der eine lebt als Christ, der zweite als Muslim, dem dritten ist Religion völlig egal. Eine Frau lebt als Single und geht in ihrem Beruf auf, die andere ist Hausfrau und kümmert sich liebevoll um ihre Kinder. Es gibt so viele Möglichkeiten ein Leben zu gestalten. Da wollen wir uns von niemandem etwas vorschreiben lassen.

Das will Jesus auch nicht. Er will auch nicht, dass wir uns von wem auch immer in eine Zwangsjacke stecken lassen und das tun müssen, was wir gar nicht wollen. Wir dürfen unser Leben entsprechend unserer Gaben und Fähigkeiten entfalten und es auch genießen.

Aber Jesus warnt hier. Es sind keine Drohungen, sondern liebevolle Warnungen. Er meint es gut mit uns und will nicht, dass wir unser Leben verpfuschen. Wir kennen das vom Straßenverkehr. Da gibt es zum Beispiel Straßenschilder wie der Hinweis auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor einer scharfen Kurve. Ein Auto- oder Motorradfahrer kann sie missachten. Aber er muss dann die schlimmen, mitunter tödlichen Folgen tragen, wenn er aus der Kurve getragen wird.

So sind auch die Worte Jesu hier zu verstehen. Er spricht von der Möglichkeit, dass wir unser Leben auf die falsche Karte setzen, dass wir einen falschen Weg gehen, den Jesus den „breiten Weg“ nennt.

Jesus hat in der Bergpredigt ausführlich den Lebensstil beschrieben, der sich lohnt und ein wunderbares Ziel hat. Nun am Ende seiner Ansprache fordert er seine Zuhörer auf, sich dafür auch zu entscheiden: „Gehet ein durch die enge Pforte!“. Es reicht nicht aus, für diesen Lebensstil Sympathien zu haben. Man muss so ein Leben auch führen. Wer Jesu Worte nur hört aber nicht nach ihnen handelt, der gleicht, so Jesus, einem Menschen, der sein Leben auf Sand baut und nicht auf einem festen Fundament.

So ist es halt im Leben. Irgendwann müssen Entscheidungen fallen. Eine der größten Entscheidungen, vor der viele Menschen stehen, ist die Frage, wen sie heiraten sollen. Da fragt zum Beispiel ein junger Mann mit großem Herzklopfen seine Herzallerliebste: „Willst du mich heiraten?“ Antwortet sie, wie er hofft, mit „Ja“, dann hat das große Folgen. Die Beiden führen dann eine Ehe. Sie versprechen, einander treu zu sein. Es werden vielleicht Kinder geboren. Das ganze Leben hat sich durch so ein „Ja“ geändert.

So fragt uns nun auch Jesus: „Willst du mit mir leben? Ein ganzes Leben lang? Willst du mir treu sein, in guten wie in schweren Zeiten?“ Wie lautet unsere Antwort?

Jesus spricht hier zum einen vom breiten Weg. Das griechische Wort bedeutet „breit, geräumig, weitläufig.“ Es gibt auf diesem Weg keine Grenzen, keine Vorschriften. Man kann tun und lassen, was man will. Man muss keine Opfer bringen. Man kann ein bequemes Leben führen, ohne sich nach den Maßstäben zu richten, die Jesus vorher in der Bergpredigt aufgeführt hat. Da kann man stolz und zornig sein. Man kann seine Feinde hassen, kann seine sexuellen Bedürfnisse ausleben. Man muss niemals beten und nie auf etwas verzichten. Man kann an seinem Geld, seinem Reichtum, seinen Wohlstand festhalten. Man kann an anderen Kritik üben, so oft und so viel man will.

Überhaupt, und das ist wohl das Wichtigste: Da darf man so bleiben, wie man ist, da kann man seinen Dickkopf und seinen Egoismus behalten. An die Gebote Gottes hält man sich nur insoweit, wie es einem selber passt. Nur nichts übertreiben, heißt die Devise!

Da denkt man: Wieso denn Sonntag in die Kirche gehen? Das macht doch heute sowieso kaum einer mehr! Ich kann doch auch so ein Christ sein! Es ist natürlich bequemer, am Sonntag auszuschlafen, als den Gottesdienst zu besuchen. Aber es ist ein Leben, in dem Gottes Wort keine Rolle spielt. Dann kann dir Gott eben nicht mehr sagen, wie lieb er dich hat, auch wenn du traurig bist oder in Not bist oder wenn du schuldig geworden bist. Dann musst du eben alleine dein Leben bewältigen.

Auf dem breiten Weg kann man sogar fromm sein. Davon redet Jesus auch in der Bergpredigt. Er spricht von Wölfen im Schafspelz, fromm verkleidet aber im Inneren genauso wie alle anderen Menschen, die ohne Jesus leben. Man geht in die Kirche, vielleicht auch in einen Gemeindekreis, liest die Bibel, betet, aber es ist gar nicht echt. Man sieht vielleicht auf die anderen, die ohne Gott leben, herab. Aber man lebt auch nicht anders wie die anderen, kann genauso gemein und lieblos sein wie alle anderen auch. Man redet vielleicht noch fromm, aber im Mittelpunkt des Lebens steht doch noch das eigene Ich und nicht Gott.

Der breite Weg ist auch der Weg des geringsten Widerstandes. Man tut darauf das, was die meisten tun. Es ist der Weg, auf dem man bequem vorwärtskommt. Man lässt sich einfach treiben, wagt nicht, gegen den Strom zu schwimmen. In Schwimmbädern gibt es ja oft Strömungskanäle. Da kann man sich ohne Anstrengung mit einer künstlich erzeugten Strömung treiben lassen. Das geht ganz einfach. Aber schwierig ist, wenn man probiert, gegen den Strom zu schwimmen. Da braucht es viel Kraft.

Ähnlich ist es beim breiten Weg. Da ist es leicht, sich mit der Masse treiben zu lassen. Wer den schmalen Weg gehen will, der muss gewissermaßen gegen den Strom schwimmen. Dafür kann er sich von Gott Kräfte erbitten. Aber er muss es schon wagen, diesen Weg zu gehen, auch wenn seine Umgebung diesen Weg nicht mitgeht. Dazu gehört sicher auch Mut, die Bereitschaft, sich belächeln oder dumm anreden zu lassen.

Und manche lassen sich aus diesem Grund davon abhalten, ein Leben mit Jesus zu führen. Sie haben Angst, von den anderen schief angeschaut zu werden.

Da unterhielt sich ein Pfarrer mit einem Jungen kurz vor dessen Konfirmation. Er lud ihn ein, sein Leben mit Jesus zu führen. Doch der Junge gab ihm eine ausweichende Antwort. Als der Pfarrer fragte, warum er zögerte, sagte er: „Ich habe Angst vor den anderen Jungen im Dorf!“

Klar, das muss gesagt werden: Der schmale Weg ist nicht so bequem wie der breite. Das wollte auch einmal ein Pfarrer seiner Gemeinde demonstrieren:

Seine Gemeinde gab ihm zu verstehen, er solle seine Predigten kürzer und einfacher machen. Sie hätten am Sonntag nicht so viel Zeit, um sich mit den Fragen des Glaubens intensiv zu beschäftigen.

Der Pfarrer ließ sich die Kritik durch den Kopf gehen und machte im nächsten Gottesdienst Folgendes: Die Predigt sollte beginnen. Der Pfarrer stieg langsam keuchend, ächzend und stöhnend die Treppe zur Kanzel hoch. Immer wieder machte er eine Pause und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schließlich schaffte er es doch auf die Kanzel. Dort angekommen sagte er zu der gespannten Gemeinde: „Liebe Gemeinde, schwer und mühsam ist der Weg zum Leben und in den Himmel.“ Dann raffte er schnell seinen Talar zusammen, setzte sich blitzartig auf das Treppengeländer und sauste hinunter. Unten angekommen rief er in die Kirche: „Und so schnell und einfach ist der Weg in die Hölle und das Verderben! Amen!“ Damit war die Predigt beendet. Aber die Gemeinde hatte begriffen: Der Weg ins Leben kostet Mühe und Zeit und erfordert Mühe und Sorgfalt. Ohne das geht es schnell bergab im Glauben und im Leben. Und wenn die Predigt einmal länger dauerte, dann dachten die Zuhörer an den schmalen Weg, der nicht immer einfach ist, aber der ein wunderbares Ziel hat: das ewige Leben.

Auf dem schmalen Weg gibt es Grenzen. Da kann man nicht so bleiben, wie man ist, so zornig, unversöhnlich, ohne Gebet, nur aufs Materielle ausgerichtet. Es ist der Weg der Reinheit in Gedanken, Worten und Taten, der Weg der Ehrlichkeit und Vergebung. So beschreibt ihn Jesus in der Bergpredigt. Es ist nicht nur der schwierigere Weg. Es ist geradezu unmöglich, ihn zu gehen. Doch Jesus geht mit uns auf diesem Weg. Nur deshalb ist der Weg zu schaffen. Nur mit ihm.

Jesus selbst, der Sohn Gottes, will unser Wegführer sein. Er führt uns auf diesem Weg durchs Leben. Er nimmt uns an die Hand, wenn es dunkel wird, in uns und um uns, und spricht dann zu uns „Hab doch keine Angst, ich bin mit dir und bei dir. Ich zeige dir, wie es weitergeht.“ Er gibt uns immer wieder Geborgenheit.

Dieser Weg ist nicht einfach. Aber er ist zu bewältigen, Viele sind ihn schon gegangen und ans Ziel angekommen. Mit Jesus.

Er lädt uns zu einem Leben mit ihm ein. Es gibt eine Tür, so sagt Jesus, durch die man auf den richtigen Weg kommt, der einmal zu Gott führt. Diese Tür ist schmal. Es passt nicht jeder hindurch. Aber sie ist offen. Es kommt keiner hindurch, der denkt: So wie ich bin, bin ich schon ganz in Ordnung. Aber wer gemerkt hat: Ich habe ja in meinem Leben schon manches, ja vieles falsch gemacht, da ist so vieles nicht in Ordnung, der kommt durch diese Tür hindurch. Solche Menschen nimmt Jesus an.

Jesus hat einmal gesagt: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Frieden geben.“ (Matthäus 11,28) Er schickt niemanden weg, der zu ihm kommt, sondern nimmt ihn an. Und er schenkt auch dir, was du zu einem sinnvollen, erfüllten Leben brauchst: Vergebung deiner Schuld, die Gewissheit, dass Gott dich liebhat, Geborgenheit und auch eine tiefe Freude. Jesus hat dir viel zu bieten. Er ist nicht kleinlich.

Jesus möchte dir eine tiefe Freude schenken, die ein Mensch der den breiten Weg geht, nicht kennt. Diese Freude kommt in dein Leben durch die Vergebung. Ich kenne Menschen, die gesagt haben, sie haben erst dann befreit lachen können, als sie der vergebenden Liebe Jesu begegnet sind. Ich bin sogar davon überzeugt, dass niemand die Freuden, die unsre Welt so zu bieten hat, besser genießen kann, als ein Christ. Denn er muss nicht diesen Freuden hinterherhetzen, weil er ja schon eine ganz andere Freude kennengelernt hat. Er hat keine Angst, in diesem Leben zu kurz zu kommen. Weil er weiß: Das Beste kommt noch, wenn ich bei Jesus bin. Und er will sich nur an dem erfreuen, was seinem Körper, seiner Seele und seinem Geist wirklich gut tut.

Jesus sagte einmal: "Ich aber bringe allen, die zu mir gehören, das Leben - und dies im Überfluss." Mit anderen Worten: Jesus kann dir echtes, erfülltes Leben geben. Das ist nicht nur ein frommer Bibelspruch - das ist die persönliche Erfahrung vieler Christen seit 2000 Jahren.

Leben, überfließendes Leben, möchte Jesus jedem von uns schenken. Jedem, der zu ihm gehört. Jedem, der ihm sein Leben anvertraut.

Damit mich keiner falsch versteht: In einem Leben mit Jesus sind nicht alle Probleme wie weggezaubert. Da stehen nicht alle Ampeln immer auf grün. Natürlich gibt es auch im Alltag der Menschen, die zu Jesus gehören, Probleme und Sorgen, Ärger und Ängste.

Aber: Jesusleute müssen damit nicht mehr allein fertig werden. Denn Jesus lebt und ist als der Auferstandene erfahrbar. Erfahrbar im Alltag der Nachfolge. Erfahrbar als Begleiter und Helfer im Leben.

Das ist der Unterschied! Wer zu Jesus gehört, der hat den besten Freund, den einer im Leben haben kann. Wer sich Jesus anvertraut, wird von ihm auch beschützt und versorgt. In jeder Lebenssituation. Selbst in der größten Not ist der Auferstandene seinen Leuten nahe und gibt ihnen Kraft. Das ist ein Glück, das ich nirgends kaufen kann. Das gibt mir eine Gelassenheit, die ich sonst nirgends finde.

Wenn ich mich Jesus anvertraue, brauche ich auch keine Angst mehr vor meiner Schwachheit, vor meinem Versagen zu haben. Denn Jesus nimmt mich auch dann noch an die Hand, wenn ich schuldig werde. Dafür ist er ans Kreuz gegangen.

Ja, nicht einmal das Sterben muss mich noch schrecken. Denn ein Leben mit Jesus ist nicht eingeengt zwischen Geburtstag und Todesdatum. Wer Jesus vertraut, hat das ewige Leben. Und ein kleines Stück davon in dieser Welt.

Das alles ist gemeint, wenn Jesus sagt: "Ich aber bringe allen, die zu mir gehören, das Leben - und dies im Überfluss."

Diesen Weg, den schmalen Weg mit Jesus, sind schon viele Menschen gegangen, viel Unbekannte und auch manche Berühmte. Einer von ihnen hieß Georg Müller. Er war Waisenvater und versorgte in seinen Waisenhäusern viele Kinder. Oft wusste er nicht, wie er am nächsten Tag Essen und Trinken für seine Kinder hernehmen sollte. Doch er bettelte niemand an. Er betete, und bekam immer zum rechten Zeitpunkt das, was er brauchte. Er schrieb ein Buch über sein Leben. Er gab ihm den Titel: „Niemals enttäuscht!“

Ich habe schon manche Menschen getroffen, die am Ende ihres Lebens verbittert und enttäuscht waren, betrogen und verlassen. Aber wer mit Jesus leben will, der wird auch einmal wie dieser Georg Müller sprechen können: Niemals enttäuscht!

Auch wenn harte Wegstrecken in einem Leben mit Jesus dabei sind: Das Ziel ist diese Mühen wert: das ewige Leben.

 

Amen