Bayreuth, den 24.12.2022 - Lukas 2,10-11

Liebe Gemeinde! 

Die Bibelworte, über die heute predigen möchte, haben wir schon gehört. Es ist ein kurzer Abschnitt aus der Weihnachtsgeschichte. Ich lese nochmals zwei Verse, die mir wichtig geworden sind, vor. Und zwar nicht nach der uns bekannten Lutherbibel, sondern nach der Basisbibel. Es sind die Verse 10 und 11:

„Der Engel sagte zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht! Hört doch: Ich bringe euch eine gute Nachricht, die dem ganzen Volk große Freude bereiten wird. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren: Er ist Christus, der Herr.“

Von einer guten Nachricht ist hier die Rede. Gute Nachrichten hören wir gern. Wir brauchen sie auch – heute mehr denn je. Denn schlechte Nachrichten haben wir in letzter Zeit mehr als genug gehört. Seit fast drei Jahren lesen wir immer noch fast jeden Tag vom Coronavirus. Auf den Tag genau vor 10 Monaten begann der Krieg in der Ukraine. Immer wieder lesen und hören wir schreckliche Nachrichten aus diesem Land und sehen auch unfassbare Bilder von zerstörten Städten und Dörfern. Dann hören wir in den Nachrichten von der Energiekrise und einer ungeahnten Inflationsrate. Unsere Ausgaben sind gestiegen und unsere Zukunftsängste auch. Was wird wohl noch alles auf uns zukommen? Wir wissen es nicht.

In dieser unserer aktuellen Situation tut es uns sicher gut, wenn wir von einer guten Nachricht hören. Diesem Bedürfnis kommt auch unsere Regionalzeitung nach. Auf der ersten Seite, unten links, druckt sie seit einiger Zeit eine „gute Nachricht“ ab. Sie ist zwar immer sehr klein, aber immerhin berichtet eine Zeitung Tag für Tag von etwas, was in ihren Augen richtig gut ist und wenn es nur … (aktuelles Beispiel?)

Zweifellos gibt es viele gute Nachrichten, über die kaum berichtet wird, in der Regel, weil es sich für uns um selbstverständliche gute Dinge handelt, die aber überhaupt nicht selbstverständlich sind. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass wir immer noch in einem der reichsten Länder dieser Welt leben dürfen, dass wir nicht hungern müssen, sondern jeden Tag zu essen und zu trinken haben, dass wir ein Dach über dem Kopf haben und nicht in einer Notunterkunft hausen müssen, dass wir ein funktionierendes Gesundheitssystem haben und dass wir hier Gottesdienst feiern dürfen. Es gibt ja Länder, vor allem mit islamischen und kommunistischen Diktaturen an der Macht, in denen das nicht so ohne weiteres möglich ist. Wollen wir dankbar sein, dass wir heute in diesem Gottesdienst eine gute Nachricht hören dürfen. Es ist ohne Übertreibung die beste Nachricht, die die Welt je gehört hat. Sie lautet: In diese oft so chaotische und schlimme Welt ist ein Heiland, wörtlich übersetzt, ein Retter gekommen. Er heißt Jesus. An Weihnachten wurde Gott Mensch. Er kam auf diese Erde, um uns zu retten.

Ich weiß: Viele Menschen in unserem Land können mit diesem Jesus nicht mehr viel anfangen. Vielleicht ist es bei Ihnen ja auch so. Jesus ist für sie bestenfalls ein gutes Vorbild, mehr nicht. Aber er ist mehr. Er ist ein Retter. Genauer gesagt: Er ist der Retter.

Aber was ist das eigentlich: ein „Retter“? Wir verwenden dieses Wort häufig dann, wenn es um Lebensrettung geht. Wir sprechen von der Seenotrettung oder dem Rettungswagen von Feuerwehr und Krankenhäusern. Das Leben ist nicht selbstverständlich und in manchen Momenten einfach nicht alleine zu bewältigen.

Genau das meint das alte Wort vom Retter: Dass jemand da ist, der einschreitet, wenn die Not überhandnimmt, der für Hilfe und Erlösung gerufen werden kann, wenn das Leben bedroht ist und keine Hoffnung mehr da ist.

Das Leben ist nicht selbstverständlich. Vielleicht waren wir ja auch schon Situationen, wo wir das deutlich gespürt haben. Ich war erst vor kurzem im Sommer in einer lebensbedrohlichen Lage. Mein Leben hing an einem seidenen Faden. Der Einsatz eines Notarztes und der Rettungssanitäter retteten mein Leben. Wer so eine Rettungsaktion schon einmal erlebt hat, vergisst dies wohl nie mehr.

Vielleicht haben Sie ja auch schon Ähnliches erlebt: Rettung in höchster Not, wenn es um Leben oder Tod ging, oder in großen finanziellen Schwierigkeiten oder Rettung vor Menschen, die einem etwas Böses zufügen wollten.

Ich kenne viele Menschen, und auch gehöre ich zu ihnen, für die ist Jesus ihr Retter in höchster Not geworden. So habe ich es schon in jungen Jahren erleben dürfen, dass er Schuld weggenommen, dass er sie vergeben hat. „Was kann ein junger Mensch wie ich schon so viel Böses getan haben?“, mögen Sie sich verwundert fragen. Es war menschlich gesehen auch nichts Schlimmes. Aber, und das merkte ich, vor Gott ist es schlimm. Da zählt ja jeder böse Gedanke, jedes böse Wort, alle Kleinigkeiten, die sich im Laufe eines Lebens zu großen Summen addieren können. Schuld trennt von Gott, und wenn sie nicht vergeben ist, für immer. Ich wünschte, jeder Mensch würde dies erkennen. Denn nur dann kann er ja dieses Wunder erfahren, dass es einen Retter gibt, Jesus, der dazu in diese Welt gekommen ist, um Schuld zu vergeben.

Damit zusammen hängt auch eine andere Erfahrung. Viele Menschen, vielleicht mehr denn je, leiden unter Selbstzweifeln, ja Selbstverachtung. Sie haben in ihrem Leben schon so viel Ablehnung erfahren, dass sie nicht glauben können, dass jemand sie lieb hat, wirklich lieb hat, bedingungslos. Wer nun die vergebende Liebe Jesu erlebt hat, der muss nicht mehr so denken. Denn Jesus sieht ihn nicht so an. Bei ihm ist jeder Mensch unendlich viel wert. Auch Ihr Leben, auch Dein Leben, hat bei Gott einen unendlich großen Wert. Das darf jeder, der hier ist, glauben: Auch sein Leben ist von Gott gewollt, geplant. Und er hat mit ihm noch Großes vor. Auch wenn Menschen Sie verachten: Sie dürfen aufrecht durch dieses Leben kann, weil Jesus auch für Sie in diese Welt gekommen ist, aus Liebe zu Ihnen.

Christ, der Retter ist da!“ so heißt es in dem Lied „Stille Nacht“. So lesen wir es ja auch in der Weihnachtsgeschichte.

An Weihnachten geht es also nicht um ein wenig Gemütlichkeit unterm Tannenbaum, sondern um Rettung. Weihnachten, so drückt es Pfarrer Conny Eißler aus, ist keine Päckchenaktion, wo der Vater der Mutter ein Halsband schenkt und die Mutter dem Vater ein Halstuch, wo Freunde eine Küchenuhr schenken und eine Armbanduhr geschenkt bekommen. Darum geht es an Weihnachten nicht. Weihnachten ist keine Päckchenaktion, sondern eine Rettungsaktion. Das eigentliche Weihnachtslicht ist kein Kerzenlicht, sondern Blaulicht. Der eigentliche Weihnachtston kommt nicht von süßen Geigen, sondern aus dem Martinshorn. Das eigentliche Weihnachtskind ist kein „Knabe im lockigen Haar“ sondern ein Retter in voller Montur.

Er bringt keinen Christbaum. Er spielt nicht den Weihnachtsmann. Er feiert nicht bei Glühwein und Plätzchen. Das alles dürfen wir zwar an Weihnachten tun, aber das ist zweitrangig. Jesus kommt, um Menschen ans Licht zu ziehen und sie zu retten.

Jesus holt uns raus, aus aller selbstverschuldeten oder unverschuldeten Dunkelheit, aus aller Schuld. Halten Sie ihm Ihre Hand hin! Glauben Sie an ihn und Sie werden erfahren, dass es stimmt, wie es in dem Lied heißt: „Christ, der Retter ist da!“

Diese Hilfe, die er Ihnen geben will, ist abholbereit. „Heute“, so sagte der Engel zu den Hirten, „ist der Heiland, der Retter, geboren.“ Und heute, nicht erst morgen oder in ferner Zukunft, sind wir hinein genommen in die Hilfe, den Schutz und die Vergebung Gottes. Wir dürfen die Freude und göttliche Geborgenheit jetzt mit nach Hause nehmen. Diese Botschaft darf jeder ohne Ausnahme glauben.

Euch ist heute der Heiland geboren!“ so durften es die Hirten von Bethlehem hören. Wie persönlich klingen diese Worte. Es heißt hier nicht: Der ganzen Welt ist der Heiland geboren, sondern euch ist er geboren. Deshalb möchte ich es jetzt ganz persönlich ausdrücken und vom „Sie“ zum „Du“ wechseln: Also auch Dir und mir ist er geboren. Du hast einen Retter für deine Not, Schuld oder Angst oder Selbstzweifel. Das gilt jedem von uns, auch dir, auch wenn du große Schuld auf sich geladen hast, trotzdem wirst du von Gott, seiner Hilfe und seiner Vergebung nicht ausgeschlossen. Du brauchst nur anzufangen, diesem Jesus Christus zu vertrauen, dann wird dir alle Schuld weggenommen, dann ist dir alles vergeben. Dann trennt dich nichts mehr von Gott und von seiner Freude und von seinem Frieden, die er schenken will. So wie damals in einem armseligen Stall will Jesus auch in dir, in deinem Herzen geboren werden.

Gottes Wort ist zum Glauben da, zum Annehmen und zum Festhalten. Dann kommt unser Leben in eine gute Spur. Dann wird etwas von dem Frieden und der Freude in unserem Leben sichtbar, von dem der Engel zu den Hirten gesprochen hatte.

Glauben, das dürfen wir nicht nur heute, sondern auch dann, wenn Weihnachten vorbei ist, im Alltag. Gerade dann, wenn der alltägliche Trott und Stress wieder anfangen, brauchen wir den Retter Jesus Christus. Gerade dann, wenn es in unserem Leben vielleicht drunter und drüber geht, dürfen wir daran denken und es glauben:

Gott ist trotzdem bei mir. Ich bin total von ihm geliebt. Deshalb darf ich ihm total vertrauen, in allen Lagen meines Lebens. Mich kann nichts von der Liebe Gottes trennen.

Zu schön, um wahr zu sein? Nein. Die Weihnachtsgeschichte ist kein schönes Märchen, das man uns jedes Jahr an Heiligabend auftischt. Dass, wenn wir sie hören, vielleicht ein paar schöne Gefühle erzeugt, die aber zu Hause wieder weg sind. Jesus ist keine Märchenfigur. Er ist der Sohn Gottes, der in ein Leben eintritt, wenn man ihn nur darum bittet. Er ist der, der in den Worten der Bibel und in einer Predigt mit mir redet. So haben es viele Menschen erlebt, sind dadurch getröstet, gestärkt und ermutigt worden. Er ist der, der Gebet erhört, oft auf wunderbare Weise in ein Leben eingreifen kann.

So eine Gewissheit kann auch in schweren Zeiten tragen. Sie kann eine Gelassenheit in ein Leben hineinbringen, die mich ruhig macht. Ich muss nicht durchdrehen, wenn eine schlechte Nachricht die andere jagt. Denn ich habe ja die eine gute, die beste Nachricht, immer im Ohr: Es gibt einen Retter. Der heißt Jesus. Und für den gibt es keine aussichtslosen Lagen.

Und dann kann auch ein Gefühl in mir immer wieder hochkommen, ein Gefühl, das, so meine ich, immer seltener geworden ist. Das ist die Freude. In der Weihnachtsgeschichte redet der Engel zu den Hirten sogar von der „großen Freude“ die Rede. Ich muss gestehen: Oft bin ich geneigt, anderen Stimmen Glauben zu schenken, die mir einreden wollen: Du hast keinen Grund zur Freude.

Aber ich weiß und habe es auch erlebt: Diese Freude gibt es.

Der Glaube an Jesus Christus zieht den Geist Gottes an, der ein Geist der Freude ist. Wenn er in einen Menschen hineinkommt, muss das weichen, was uns verzagt und traurig machen will.

Es ist eine Freude, die uns keine Macht der Welt, kein Mensch der Erde und kein Tod nehmen kann. Sie steht uns in jeder Lage offen, ist unter allen Umständen zugänglich. Wir haben zu ihr direkten Zutritt und sicheren Zugriff. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass diese Freude jeden Moment aufhören kann und plötzlich zunichte sein kann.

Denn diese Freude kommt von ihm, dem Heiland und Retter Jesus Christus. Er ist der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist und heute auch noch bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende. Diesen Christus kann uns keine Macht rauben, kein Mensch nehmen, keine Zeit vergehen lassen, kein Tod töten. Er ist unser einzig wahrer unverlierbarer Schatz.

Halten wir es doch fest, dieses wunderbare Geschenk, das uns Gott an Weihnachten gemacht hat: seinen eigenen Sohn, der für uns Mensch geworden ist. Dieses Festhalten nennt die Bibel Glauben. Nur wer an Jesus glaubt, wird erfahren, ob das, was er von ihm hört, auch stimmt. Das ist mit einem gewissen Wagnis verbunden. Aber ein Wagnis, das sich lohnt.

Amen