Bayreuth, den 02.04.2023 - Johannes 1, 43-51 - Konfirmation

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde!

Von wem oder was sind Menschen fasziniert und begeistert? Das kann ganz verschieden sein. Ich weiß nun nicht, von wem ihr begeistert seid: Bad Bunny vielleicht, Taylor Swift, Rihanna oder Justin Bieber? Oder von den „Bayern“, die ja wohl wieder auf Meisterschaftskurs sind?

Begeisterung gehört zum Leben dazu. Wer nie begeistert ist, dem müsste man den Puls messen, ob da noch was pocht. Der Mensch ist ein Hingabe-Wesen, dazu geschaffen, dass er in etwas aufgeht, was größer ist als er. Die Stars der Unterhaltungs- oder Sportbranche sind dazu sicher nicht geeignet. Sie sind ja Menschen wie du und ich. Sie sind oft nur für kurze Zeit berühmt und nach ein paar Jahren wieder vergessen. Als Vorbilder sind sie meist nur bedingt geeignet. Es gibt nette und bescheidene Stars aber mindestens ebenso viele eitle und geltungsbedürftige, die sich nur allzu gerne in ihrem Ruhm sonnen.

In den Worten, die ich eben vorgelesen habe, haben wir von einem Mann gehört, der von Jesus fasziniert war. Sein Leben wurde durch ihn total anders. Das, was Jesus sagte und tat, bestimmte nun sein Leben. Er hieß Philippus. Und er trifft Jesus. Nein, falsch ausgedrückt: In der Bibel steht:

Jesus findet Philippus! Und er fordert ihn auf: „Folge mir nach!“ Das heißt: Willst du mir ganz nahe sein? Willst du dein Leben mit mir teilen, ja, mit mir leben? Philippus tat dies. Er folgt Jesus nach. Es begann mit ihm etwas komplett Neues.

Bild: Follow me

Auf Anhieb vertraut er Jesus. Würdest du dein Handy oder all dein Geld, das du hast, einem Menschen anvertrauen, den du nur ganz kurz gesehen und mit dem du kaum gesprochen hast? Bestimmt nicht! Dieser Philippus hat mehr als ein Handy oder sein Geld Jesus anvertraut. Sein ganzes Leben.

Stellen wir uns vor, wir könnten Philippus fragen: "Wie kommst du dazu, diesem Jesus dein Leben anzuvertrauen? Ist das nicht zu viel gewagt?" Ich kann mir vorstellen, was er wohl antworten würde: "Dieser Jesus war kein Mensch wie jeder andere. Es ging von ihm etwas Besonderes, ja Göttliches aus. Und wenn er sprach, dann hatten seine Worte Gewicht. Man konnte sich ihnen nicht entziehen."

Eine ungeheure Faszination ging von Jesus aus, so dass uns das Neue Testament fast auf jeder Seite berichtet, dass Menschen Vertrauen zu Jesus fassten.

Ein Petrus sagt zu Jesus: "Wenn du es befiehlst, dann werde ich über das Wasser des Sees laufen!" Eine Frau, die jahrzehntelang krank war und von Arzt zu Arzt lief, ohne dass ihr einer helfen konnte, denkt: "Wenn ich nur den Saum seines Gewandes berühre, dann werde ich gesund." Und ein Mörder am Kreuz vertraut, dass Jesus ihn in den Himmel bringt. Wir haben diese Szene ja einmal in einem Jesusfilm gesehen.

Vielleicht denkt jetzt jemand: Die Leute damals hatten es leichter, Jesus zu vertrauen, denn sie sahen ihn ja. Es ist schwer, Vertrauen zu einem zu fassen, den man gar nicht sieht.

Aber das ist ein Irrtum. Philippus und alle anderen, die Jesus kennenlernen konnten, sahen nur einen armen, einflusslosen Mann ohne festen Wohnsitz, von dem man nicht viel wusste. Wir haben von seinen Taten, von seiner Auferstehung gehört, von dem, was er durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte an Männern und Frauen getan hat. Ich habe euch im Unterricht viele dieser Wunder erzählt. Eigentlich haben wir es leichter oder zumindest nicht schwerer.

Es war damals und ist heute ein Wunder, wenn ein Mensch Jesus ganz und gar vertraut und ihm nachfolgt. Das versprecht ihr ja nun auch bei eurer Konfirmation: Ich will mit diesem Jesus leben. Ich will ihm nachfolgen.

Das tat nun auch Philippus. Er ist unversehens von Jesus gefunden und ergriffen worden. Von nun an ist er „Feuer und Flamme“ für ihn. Und er kann nicht anders. Er geht zu seinem Freund. Der hieß Nathanael. Es sprudelt geradezu aus Philippus heraus: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth.“

Der war nun nicht so begeistert wie Philippus. Er reagiert zunächst skeptisch. „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ hält er ihm entgegen. Der Messias soll aus einem unbedeutenden Provinznest kommen?

Bild zum Thema Skepsis und Zweifel

Skepsis und Glaubenszweifel sind also nichts Modernes, sondern es gab sie schon im Neuen Testament. Nur, - und das ist neu: Die Einwände gegen das Christentum sind zahlreicher geworden: Die Predigten sind trocken, die Kirchenbänke zu hart, die Musik zu langweilig, die Bibel zu altmodisch. Deshalb und aus noch vielen anderen Gründen sagen Viele: Hört mir auf mit der Kirche! Was kann vom Christentum schon Gutes kommen? Da findet doch das Leben nicht mehr statt. Das hat sich längst überholt.

Was soll man auf all diese Anfragen antworten? So wie Philippus. Er reagierte nicht beleidigt. Er ließ sich von Nathanael nicht aus der Fassung bringen. Ganz einfach verweist er auf den, auf den es ankommt, auf Jesus: „Komm und sieh es!“ Er hält sich nicht lang bei den Einwänden und Argumenten des Nathanael auf, er führt keine theologische Diskussion, sondern lädt zu Jesus ein. Mit scharfsinnigen Argumenten und mit Logik kann man zwar Diskussionen, aber in der Regel keine Menschen gewinnen. Der Glaube wird nicht bewiesen, sondern muss von jedem selber gewagt werden. Wir brauchen niemanden überreden. Jeder soll selber prüfen und sich ein Urteil über Jesus bilden. Wer dies offen und ehrlich tut, der wird auch von der Wahrheit des Evangeliums überwältigt werden. Da bin ich mir sicher!

Bild Heißluftballon

Vor einigen Jahren bin ich das erste Mal in meinem Leben mit einem Heißluftballon gefahren. Es heißt tatsächlich „gefahren“ und nicht „geflogen“. Die Fahrt war abends geplant. Am Vormittag las ich in der Zeitung, dass in Kanada jemand mit einem Heißluftballon tödlich verunglückt war. Hätte diese Nachricht nicht einen Tag später in der Zeitung stehen können? Aber ich bin trotzdem ein paar Stunden später in den Tragkorb des Heißluftballons geklettert. Ich habe es auch deshalb getan, weil der Ballonführer ein besonnener Mann gewesen war. Er ging, das merkte ich, kein unnötiges Risiko ein. Und wie war es nun? Es war einfach herrlich, ein paar hundert Meter über dem Erdboden zu schweben!

Für die Ballonfahrt, die dein Leben heißt, kann ich dir nun einen Ballonführer heiß empfehlen. Das ist Jesus Christus. Viele Millionen Leute sind im Laufe der Menschheitsgeschichte bei ihm eingestiegen. Ich persönlich kenne von ihnen bestimmt ein paar hundert Personen und habe noch von weiteren hunderten gehört oder gelesen. Von keinem einzigen weiß ich, dass sie es bereut hätten, bei ihm eingestiegen zu sein. Von keinem einzigen. Diese Fahrt ist immer wieder spannend und mit Wundern verbunden, mit Wundern über Wundern.

Wir hören ein paar Statements von jungen Leuten zu der Frage, warum sie mit Jesus leben. Warum sie bei ihm eingestiegen sind.

Video Event 2021

Habt ihr mitgezählt? Das waren 18 Antworten auf die eine Frage: Warum lebst du mit Jesus? Man kann all die Antworten mit einem Satz zusammenfassen: Jesus schenkt ein neues Leben. Ich möchte das, was er mir geschenkt hat, nicht mehr missen.

Es gehört für mich zum Faszinierendsten, wenn Menschen sich verändern, wenn sie begonnen haben, ihr Leben Jesus anzuvertrauen. Ansichten verändern sich, Einstellungen, Verhaltensweisen. Sie sind noch die gleichen Menschen, aber sie haben eine ganz andere Einstellung, ein anderes Herz.

Ich denke an den Youtuber Philipp Mickenbecker. Wir haben uns im Unterricht einmal mit ihm beschäftigt. Er liebte das Leben. Er liebte das Abenteuer. Bekannt wurde er durch verrückte Aktionen. So hat er einmal mit seinem Team eine Badewanne zu einer Drohne umgebaut und ist damit tatsächlich geflogen. Mit 23 Jahren ist er vor fast zwei Jahren an Krebs gestorben. Blutjung, aber nicht verzweifelt. Denn er war Christ. Er sagte einmal: Ich empfinde es nicht als schlimm, wenn mein Leben in dieser Welt vielleicht um einiges kürzer sein würde, als das vieler anderer Menschen. Ich weiß: Es gibt für mich nach diesem Leben in der Welt Gottes eine Zukunft. Die wird noch viel schöner, interessanter und lebenswerter sein als alles, was es auf dieser Welt gibt. Ich habe keine Angst und fühle mich auch nicht von Gott verlassen oder ungerecht behandelt.“

Bild mit dem Bibelwort: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung.“

Zu ihm passen die Worte des Apostel Paulus: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung,“ also ein neuer Mensch. In Christus sehe ich die Welt mit anderen Augen, sehe ich sie, wie sie wirklich ist, sehe vor allen Dingen, wie Gott mich sieht, als einen Menschen, den er liebt und für den er da sein will.

In Christus sein bedeutet, in seinem Wirkungsbereich zu sein, sich ihm öffnen, seinem Geist Raum schaffen, seine Worte in sich hineinlassen, durch das Beten Gemeinschaft mit ihm haben. Dann kommt Neues in unser Leben hinein. Da zieht Liebe zu Gott, zu seinem Wort, seinem Willen und zu unseren Mitmenschen ein.

Für mich ist das immer wieder ungeheuer befreiend, wenn ich darüber nachdenke, was Gott von mir verlangt. Ich muss nichts tun, ich darf etwas sein. Ich darf in Christus sein.

Bild: Flugzeug

Wer in ferne Länder fliegen will, der muss das nicht selber tun. Er muss nicht, vielleicht noch bepackt mit vielen Koffern, sich auf ein Hochhaus stellen oder noch höher auf irgendeinen Fernsehturm, sich herabstürzen und mit den Armen das Wedeln anfangen. Ich muss nicht weiter ausführen, wie dieses Experiment enden wird. Sondern ich werde zum Flughafen fahren, meine Koffer aufgeben, mich ins Flugzeug setzen und mich in ferne Länder fliegen lassen.

Auch bei Christus darf ich das Gepäck meiner Vergangenheit abgeben, ich darf mir meine Schuld von ihm vergeben lassen. Schuld habe ich, hast auch du auf dich geladen. Zumindest muss ich das von mir sagen. Als 15jähriger habe ich zum ersten Mal entdeckt: Da gibt es so Vieles, was in meinem Leben nicht passt. Ich möchte lieb sein, aber dann tue ich es doch nicht. Und manchmal will ich gar nicht lieb sein, sondern nur an mich denken, an meinen Vorteil, an mein Vergnügen. Und wie es dem anderen dabei geht, ist mir im Grunde egal. Eigentlich bin ich ein Egoist. Und Gott ist mir auch nicht so wichtig. Freilich, wenn ich was von ihm brauche, dann bete ich schon. Aber ansonsten denke ich oft nicht an ihn, danke ihm auch kaum. Eigentlich stehe ich im Mittelpunkt meines Lebens und nicht Gott. Ich wünsche dir, dass du das auch merkst. Auch wenn so eine Erkenntnis nicht sehr angenehm ist. Denn dann kannst du wie ich „in Jesus einsteigen“, das heißt dein Leben ihm anvertrauen. Wenn du ihm alles überlässt, die Schuld, die Sorge um deine Zukunft, die Sorge darüber, was die anderen nun über dich denken, dann kann es dir leicht ums Herz werden, dann wirst du wirklich ein anderer Mensch, der das gerne tut, was Gott von ihm will. Sicher bist du dann kein fehlerfreies Wesen. Christen sind keine perfekten Menschen. Das bin ich auch nicht. Aber sie können nach Fehlern immer wieder neu anfangen, können Gott um Vergebung bitten und darauf vertrauen, dass er ihr Leben schon noch neu macht.

Bild: Wildwasserkanal

Er macht dich fähig, ein Leben nach seinen Maßstäben zu führen, und das heißt schon etwas. Denn dies bedeutet ein Leben gegen manche starke Trends zu führen, gegen den Strom. Ich weiß nicht, ob jemand unter uns schon einmal versucht hat, zum Beispiel in einem Wildwasserkanal gegen den Strom zu schwimmen. Es ist sehr schwer und kostet viel Kraft. Dann müsste man eine Forelle sein, die mühelos gegen die Strömung schwimmen kann.

Die Welt, in der wir leben, ist von einer „Strömung“ des Bösen durchzogen. Die meisten Menschen lassen sich wie abgestorbenes Laub von dieser Strömung treiben: Sie betrügen und hassen im Großen und Kleinen, tun, was ihnen Spaß macht, ohne sich viel dabei zu denken.

Wenn aber jemand anfängt, Jesus zu vertrauen und ihm zu folgen, dann schenkt Gott ihm neues Leben. Er wird dann fähig, gegen diese Strömung zu schwimmen –wie die Forellen. Er muss nicht mehr lügen, er kann zur Wahrheit, auch zu seinen Fehlern stehen, denn er weiß, dass Gott ihn angenommen hat und liebt. Er hat es nicht mehr nötig, sich auf Kosten anderer zu amüsieren, ihnen eins auszuwischen, nur um sich selbst aufzuwerten, denn er weiß, dass er wertvoll ist für Gott.

Um ihn herum ist noch die alte „Strömung“, nichts hat sich verändert – zu Hause, in der Schule und im Beruf, aber in ihm selbst ist vieles anders geworden: Er lebt mit Jesus, und damit hat ein neuer Lebensstil begonnen, über den manche sich vielleicht lustig machen, von dem andere aber angezogen und angeregt werden, selbst Jesus und das neue Leben zu suchen.

Du kannst auch sicher sein, dass du nicht alleine bleibst, wenn du mit Jesus gegen den Strom schwimmst. Es gibt viele Menschen, auch immer noch viele junge Leute, die anders sein wollen wie die Masse, weil sie etwas gefunden haben, das ihrem Leben einen Sinn gibt, den Einen, dem nachzufolgen sich lohnt: Jesus Christus.

Bild unten: Alte Frau

Vielen Menschen mag der christliche Glaube wie die Zeichnung dieser Frau vorkommen: alt und unattraktiv. Aber wer „in Jesus“ drin ist, der merkt, dass er den Glauben mit falschen Augen gesehen hat. Er nimmt ihn andersherum wahr, wie dieses Bild. Wenn du das Bild auf den Kopf stellst, dann kommt eine hübsche Prinzessin zum Vorschein.

Bild unten: Prinzessin

Wer in Christus ist, der braucht keine Angst zu haben, „out“ zu sein. Bei Jesus bist du immer „in“, das heißt immer mittendrin in einem wunderbaren, faszinierenden und abwechslungsreichen Leben. Er will dich nicht klein und abhängig halten. Sondern er will, dass sich deine Persönlichkeit entfaltet und du entsprechend deinen Gaben und Fähigkeiten leben kannst. Dein Leben soll nicht langweilig sein. Sondern wer sich ihm zur Verfügung stellt, der wird immer neu merken, dass sein Leben eine Kette von Wundern wird, von Hilfen, Führungen und Schutz. Denn Jesus ist ihm immer ganz nahe.

Amen