Gottesdienst Nikodemuskirche Bayreuth, 28.01.2024, 2. Kor. 4, 6-10

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen

06 So wie Gott einmal befahl: "Es werde Licht!", so hat er auch die Finsternis in uns durch sein helles Evangelium vertrieben. Durch uns sollen alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus sichtbar wird.
07 Diesen kostbaren Schatz tragen wir allerdings in einem zerbrechlichen Gefäß. Denn so wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.
08 Denn obwohl uns die Schwierigkeiten von allen Seiten bedrängen, lassen wir uns nicht von ihnen überwältigen. Wir sind oft ratlos, aber nie verzweifelt.
09 Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um.
10 Indem wir tagtäglich unser Leben für Jesus einsetzen, erfahren wir am eigenen Leib etwas von seinem Sterben. Wir erfahren dadurch aber auch etwas vom Leben des auferstandenen Jesus.

Liebe Gemeinde!

Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Er hatte beide gleich lieb und wusste deshalb nicht, wer von ihnen einmal König an seiner Stelle werden sollte.
Deshalb stellte er ihnen eine schwere Aufgabe. Wer von beiden diese Aufgabe am besten lösen würde, sollte König werden.
So gab er beiden je 100 Taler und beauftragte sie, mit diesem Geld so viel zu kaufen, dass die große Halle in seinem Schloss bis oben hinauf gefüllt würde.
Beide Söhne überlegten lange. – Dann kam der Tag der Entscheidung:
Der eine Sohn hatte für die 100 Taler Stroh gekauft und versuchte nun damit die Halle zu füllen. Aber soviel er auch für dieses Geld bekam, es reichte doch nicht, um den großen Raum zu füllen.
Dann kam der andere Sohn herein. Er brachte eine Kerze und ein Streichholz mit. Und als er die Kerze in der dunklen Halle entzündete, da erhellte ihr Schein sie bis in die letzte Ecke.
Der König lobte diesen Sohn und machte ihn zum König an seiner Stelle. ---

Liebe Gemeinde!

Unser Herr Jesus Christus ist wie dieser zweite Königssohn. Aber er hat nicht nur eine dunkle Halle erhellt, sondern Licht in unsere ganze oft so finstere Welt gebracht.
Denn er hat ja von sich selber gesagt: Ich bin das Licht der Welt!
Er will diese Welt, aber auch jeden und jede von uns mit seinem Licht erfüllen.
Er will heute hineinleuchten in unseren, wenn auch nicht unbedingt finsteren, so doch oft grauen Alltag und in manche Finsternis unseres persönlichen Lebens oder das der ganzen Welt.
Paulus hat das einmal so ausgedrückt: „Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben.“
Dieser helle Schein kommt in unser Leben in dem Augenblick, wo wir unsere Herzen für Jesus Christus öffnen.
Da vertreibt er die Finsternis des Unglaubens. Da ahnen wir plötzlich etwas von Gottes Herrlichkeit und Allmacht. Da wollen wir mit ihm unbedingt in Verbindung bleiben und sogar einmal in Ewigkeit mit ihm vereint sein.
Wo dieser helle Schein in unsere Herzen kommt, da vertreibt er die Finsternis unserer Schuld. Denn durch seine Vergebung wird alles gelöscht, was uns bisher von ihm getrennt hat.
Wo Menschen dies erleben, da strahlt das Licht Gottes so richtig aus ihren Augen heraus.
Wo wir in diesem Licht bleiben, tappen wir nicht orientierungslos im Finstern. Da bleiben Gott und sein Wort das Licht auf unserem Lebensweg.
Da bekommen wir auch in den schweren Fragen unseres Lebens die nötige Orientierung.
Wo dieses Licht in unseren Herzen leuchtet, haben wir sogar eine wunderbare Hoffnung, die weit über dieses irdische Leben hinausreicht.
Und diese Hoffnung, die uns erfüllt, wollen wir dann auch freudig und von ganzem Herzen weitergeben.
In einem Lied heißt es dazu: Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht. Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht. --- Doch manchmal ist das nicht so einfach. Da sehen wir nichts von diesem Licht, das aus der Finsternis hervorleuchten soll. Das Grau des Alltags hält sich stattdessen hartnäckig. ---

Und so war es auch damals im Leben des Apostels Paulus. Auch sein Leben glich nie einer Wanderung im hellen Sonnenschein. Da waren manche Finsternisse zu spüren und zu erleiden.
Er war Schwierigkeiten, Anfeindungen und Verfolgungen ausgesetzt. Manchmal war er körperlich schwach und krank, dann wieder im Gefängnis eingesperrt.
Und so schreibt er ja auch: „Wir haben Trübsal, wir ängsten uns, uns ist bange, wir leiden Verfolgung, wir werden unterdrückt.“
Das waren nicht nur Worte, sondern die tägliche Erfahrung seines Lebens. ---

Wenn nun auch viele von uns - Gott sei Dank - noch nicht so wegen ihres Christenseins oder ihres Glaubens in Bedrängnis geraten, so kennen doch viele von uns das Gefühl von Angst und Bedrohung aus anderen Lebensbereichen.
Manche wissen vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch aus, bekommen eine schlechte Diagnose oder ein lieber Mensch stirbt plötzlich und schon ist unser Glaube angefochten.
Wir alle könnten jetzt so manches aufzählen. –

Aber dann stellt sich die große Frage, wie wir damit umgehen.
Verfallen wir in Weltschmerz oder Selbstmitleid? Fangen wir an zu jammern oder zu klagen? Schauen wir ohne Hoffnung, aber stattdessen voller Sorge in die Zukunft? Drückt uns die Finsternis unseres Lebens dann ständig nieder? Bohren wir uns nur immer tiefer in unserer Not hinein? ---

Es ist dann entscheidend wichtig, dass wir uns unserer persönlichen Situation stellen. Dass wir nicht allein bleiben. Dass wir unsere Ängste, Sorgen und Nöte in Worte fassen, sie etwa vor einem Seelsorger aussprechen und andere Christen um Fürbitte bitten.Aber es gibt leider auch Menschen, denen kann man in ihrer Not so manche Hilfe und manchen Trost anbieten. Da kann man alle Register der Ermutigung ziehen, und doch kommt dann immer wieder die Antwort: Ja, ja ..., aber ....!
Dieses Spielchen, das aus der Psychologie gut bekannt ist, können wir bei so manchen Gesprächen beobachten:
„Warum gehst du denn nicht mal zum Arzt?“ –
„Ja, das könnte ich schon, aber ich habe so große Angst davor!“ ---

„Warum probierst du denn nicht mal dieses Medikament aus?“ –
„Ja, das hat dir vielleicht geholfen, aber man liest doch so viel von den Nebenwirkungen!“

Dieses Spielchen wird aber leider genauso im Bereich des Glaubens gespielt:
„Komm doch am Sonntag mal wieder mit in den Gottesdienst! Mir hat das so oft geholfen.“ –
„Ja, das mag schon sein, aber ich muss doch die ganze Woche so früh aufstehen!“
In all diesen Fällen ist das „Aber des Unglaubens“ zu hören. Da wird alle Hilfe zurückgestoßen, man verharrt lieber in seiner Finsternis, als ins helle Licht der Hilfe zu treten.
Paulus bleibt deshalb nicht bei dem „Aber des Unglaubens“ stehen. Er hat eine ganz andere Botschaft für uns.

Ich möchte dazu zunächst eine kleine Geschichte erzählen:

Die Mönche eines Klosters standen vor der schweren Entscheidung, einen neuen Abt zu wählen. Schwer war die Entscheidung deshalb, weil sie zwischen dreien zu wählen hatten, die ihnen alle gleich gut erschienen. So beschlossen sie, ihnen eine Aufgabe zu stellen. Wer sie am besten lösen würde – darüber wollten sie dann abstimmen – der sollte ihr neuer Abt werden.
Die Aufgabe hieß: Welches Wort unserer Sprache scheint dir am besten auszudrücken, was Jesus tat, lehrte, wollte – was Jesus für uns bedeutet? Es durfte kein Satz sein, nur ein einziges Wort ...
Sieben Tage hatten die drei Zeit gehabt, um über ihr Wort nachzudenken, dann traten die Mönche wieder zusammen, um zu hören, was jeder zu sagen hatte, und um ihre Entscheidung zu treffen.
„Ich habe das Wort Licht gewählt“, sprach der erste. „Jesus kommt aus dem Licht, ist selbst Licht, bringt das Licht in die Finsternis und geht wieder ins Licht. Er will auch uns zum Licht machen und in sein Licht führen.“
„Du hast gut gewählt“,
sprachen die Mönche, „und bist würdig, unser Abt zu sein. Aber lass uns noch die beiden anderen hören.“
„Ich habe das Wort lieben gewählt“,
sprach da der zweite. „Jesus hat so viel getan, dass ich glaube, nur ein Tätigkeitswort nehmen zu können. Und was waren seine Taten und Worte anderes als Liebe? Was waren sein ganzes Leben, Sterben und Auferstehen anderes als Liebe?“
Das war gut geantwortet, und gleich hatte er eine Reihe seiner Mitbrüder für sein Wort gewonnen. Nun gab es zwei Lager unter den Mönchen, und eine heftige Diskussion begann, bis einer rief: „Halt! Lasst uns noch den dritten hören!“
Jener stand auf, erklärte nichts, sagte nur sein Wort. Dann wurde es still. Lange saßen die Brüder in nachdenkliches Schweigen versunken. Und einhellig war ihre Meinung: Dieser sollte Abt werden das Wort, das er gewählt hatte, hieß: Aber. ---

Jesus ist das Aber dieser Welt!

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt er, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“
Da schreit der blinde Bartimäus um Hilfe, aber Jesus schenkt ihm sein Augenlicht wieder.
Da bringen sie einen Gelähmten zu Jesus, aber Jesus vergibt ihm und heilt ihn.
Da begegnen Jesus 10 Aussätzige, aber Jesus macht sie alle wieder gesund.
Da trifft Jesus einen Tauben, aber danach kann dieser wieder hören.
Da kommt Jesus zu Martha und Maria, deren Bruder Lazarus gestorben war, aber Jesus weckt ihn von den Toten wieder auf.
Das sitzen bettelarme Leute vor Jesus, die manchmal nichts zum Leben mehr hatten, aber Jesus machte sie reich durch Gott.
Das sitzt der verachtete, schwerreiche Zöllner Zachäus im Baum, aber Jesus kehrt gerade bei ihm ein und heilt sein Leben.
Da sind jede beiden Jünger traurig auf dem Heimweg nach Emmaus, aber Jesus begegnete ihnen und macht ihr Leben wieder froh.
Deshalb sagt uns Paulus auch hier in unserem Predigttext: „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.“

In all diesen Beispielen hören wir ein anderes „Aber“. Nicht das „Aber des Unglaubens“, sondern das „Aber des Glaubens“, das „Aber des Vertrauens“ auf Gott.
Da steht dieses kleine Wörtchen „aber“ in einem ganz anderen Zusammenhang. Da lehnt es die Hilfe nicht ab, da zieht es nicht immer tiefer in Angst, Not und Hoffnungslosigkeit hinein.
Nein, da reißt es vielmehr heraus. Da hilft es uns, neu Hoffnung, Mut und Zuversicht zu gewinnen. Das „Aber des Glaubens“ setzt aller Bedrängnis, Angst und Trübsal die große Allmacht unseres Gottes entgegen. --
Wir alle können nun dieses Wort in unser Leben, in unsere ganz besondere Situation übertragen.

Ich habe Angst vor der Zukunft, aber Jesus wird alles gut machen. Ich fühle mich oft einsam und allein, aber Jesus verlässt mich nicht. Ich habe manchmal Angst vor dem Tod, aber Jesus weckt mich auf zum ewigen Leben. Ich fühle mich oft wie von hohen Mauern umgeben, aber mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Wo wir so in allen Lebenslagen unserem Gott vertrauen, da wird sein Aber nicht ausbleiben.
Das Aber, das Jesus uns zuruft, vertreibt alle Finsternis aus unserem Leben und lässt das helle Licht des Glaubens wieder neu aufleuchten.
So strahlt selbst in manch dunklen Tälern unseres Lebens wieder das helle Licht der Hoffnung auf, weil Jesus sein großes Aber spricht!
Glauben wir doch der Botschaft: Aber der Herr ist immer noch größer, größer als ich denken mag!

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als unsere menschliche Vernunft, der bewahre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen