Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen
06 So wie Gott
einmal befahl: "Es werde Licht!", so hat er auch die
Finsternis in uns durch sein helles Evangelium vertrieben. Durch uns
sollen alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus
Christus sichtbar wird.
07 Diesen kostbaren Schatz tragen wir allerdings in einem
zerbrechlichen
Gefäß. Denn so wird jeder erkennen, dass die
außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und
nicht von uns selbst.
08 Denn obwohl uns die Schwierigkeiten von allen Seiten
bedrängen, lassen
wir uns nicht von ihnen überwältigen. Wir sind oft
ratlos, aber nie
verzweifelt.
09 Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht.
Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um.
10 Indem wir tagtäglich unser Leben für Jesus
einsetzen, erfahren wir am
eigenen Leib etwas von seinem Sterben. Wir erfahren dadurch aber auch
etwas vom Leben des auferstandenen Jesus.
Es
war einmal ein
König, der hatte zwei
Söhne. Er hatte beide gleich lieb und wusste deshalb
nicht, wer von ihnen einmal König an seiner Stelle werden
sollte.
Deshalb stellte er ihnen eine schwere
Aufgabe. Wer von beiden diese Aufgabe am besten
lösen würde, sollte König werden.
So gab er beiden je 100 Taler und beauftragte sie, mit diesem Geld so
viel zu kaufen, dass die große Halle in seinem Schloss bis
oben
hinauf gefüllt würde.
Beide
Söhne überlegten lange. – Dann kam der Tag
der Entscheidung:
Der
eine Sohn hatte für die 100 Taler Stroh
gekauft und versuchte nun damit die Halle zu füllen. Aber
soviel er auch für dieses Geld bekam, es reichte doch nicht,
um den großen Raum zu füllen.
Dann
kam der
andere Sohn herein. Er brachte eine Kerze und ein
Streichholz mit. Und als er die Kerze in der dunklen Halle
entzündete, da erhellte ihr Schein sie bis in die letzte Ecke.
Der
König lobte diesen Sohn und machte ihn zum König an
seiner Stelle. ---
Und
so war es auch damals im Leben des Apostels
Paulus. Auch sein Leben glich nie einer Wanderung im
hellen Sonnenschein. Da waren manche Finsternisse zu spüren
und zu erleiden.
Er
war Schwierigkeiten, Anfeindungen und Verfolgungen ausgesetzt. Manchmal
war er körperlich schwach und krank, dann wieder im
Gefängnis eingesperrt.
Und
so schreibt er ja auch:
„Wir haben Trübsal, wir ängsten
uns, uns ist bange, wir leiden Verfolgung, wir werden
unterdrückt.“
Das
waren nicht nur Worte, sondern die tägliche Erfahrung seines
Lebens. ---
Wenn
nun auch viele von uns - Gott sei Dank - noch nicht
so wegen ihres Christenseins oder ihres Glaubens in Bedrängnis
geraten, so kennen doch viele von uns das Gefühl von Angst und
Bedrohung aus anderen Lebensbereichen.
Manche
wissen vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch aus, bekommen eine
schlechte Diagnose oder ein lieber Mensch stirbt plötzlich und
schon ist unser Glaube angefochten.
Wir
alle könnten jetzt so manches aufzählen. –
Aber
dann stellt sich die
große Frage, wie wir
damit umgehen.
Verfallen
wir in Weltschmerz oder Selbstmitleid? Fangen wir an zu jammern oder zu
klagen? Schauen wir ohne Hoffnung, aber stattdessen voller Sorge in die
Zukunft? Drückt uns die Finsternis unseres Lebens dann
ständig nieder? Bohren wir uns nur immer tiefer in unserer Not
hinein? ---
Es
ist dann
entscheidend wichtig, dass wir uns unserer
persönlichen Situation stellen. Dass wir nicht allein bleiben.
Dass wir unsere Ängste, Sorgen und Nöte in Worte
fassen, sie etwa vor einem Seelsorger aussprechen und andere Christen
um Fürbitte bitten.Aber
es gibt leider auch Menschen, denen kann man in ihrer Not so manche
Hilfe und manchen Trost anbieten. Da kann man alle Register der
Ermutigung ziehen, und doch kommt dann immer wieder die Antwort: Ja,
ja ..., aber ....!
Dieses
Spielchen, das aus der Psychologie gut bekannt ist,
können wir bei so manchen Gesprächen beobachten:
„Warum
gehst du denn nicht mal zum Arzt?“ –
„Ja,
das könnte ich schon, aber ich habe so große Angst
davor!“ ---
„Warum
probierst du denn nicht mal dieses Medikament aus?“
–
„Ja,
das hat dir vielleicht geholfen, aber man liest doch so viel von den
Nebenwirkungen!“
Dieses
Spielchen wird aber leider genauso
im Bereich des Glaubens gespielt:
„Komm
doch am Sonntag mal wieder mit in den Gottesdienst! Mir hat das so oft
geholfen.“ –
„Ja,
das mag schon sein, aber ich muss doch die ganze Woche so früh
aufstehen!“
In
all diesen Fällen ist das „Aber des
Unglaubens“ zu hören. Da wird alle Hilfe
zurückgestoßen, man verharrt lieber in seiner
Finsternis, als ins helle Licht der Hilfe zu treten.
Paulus
bleibt deshalb nicht bei dem
„Aber des Unglaubens“ stehen. Er
hat eine ganz andere Botschaft für uns.
Ich möchte dazu zunächst eine kleine Geschichte erzählen:
Die
Mönche eines Klosters standen vor der
schweren Entscheidung, einen neuen Abt zu wählen. Schwer war
die Entscheidung deshalb, weil sie zwischen dreien zu wählen
hatten, die ihnen alle gleich gut erschienen. So beschlossen sie, ihnen
eine Aufgabe zu stellen. Wer sie am besten lösen
würde – darüber wollten sie dann abstimmen
– der sollte ihr neuer Abt werden.
Die
Aufgabe hieß: Welches Wort unserer Sprache
scheint dir am besten auszudrücken, was Jesus tat, lehrte,
wollte – was Jesus für uns bedeutet? Es durfte kein
Satz sein, nur ein einziges Wort ...
Sieben
Tage hatten die drei Zeit gehabt, um über ihr Wort
nachzudenken, dann traten die Mönche wieder zusammen, um zu
hören, was jeder zu sagen hatte, und um ihre Entscheidung zu
treffen.
„Ich
habe das Wort
Licht gewählt“,
sprach der erste.
„Jesus kommt aus dem Licht, ist selbst Licht, bringt
das Licht in die Finsternis und geht wieder ins Licht. Er will auch uns
zum Licht machen und in sein Licht führen.“
„Du
hast gut gewählt“,
sprachen die Mönche,
„und bist würdig, unser Abt zu sein. Aber
lass uns noch die beiden anderen hören.“
„Ich
habe das Wort
lieben gewählt“,
sprach da der zweite.
„Jesus hat so viel getan, dass ich glaube, nur ein
Tätigkeitswort nehmen zu können. Und was waren seine
Taten und Worte anderes als Liebe? Was waren sein ganzes Leben, Sterben
und Auferstehen anderes als Liebe?“
Das
war gut geantwortet, und gleich hatte er eine Reihe seiner
Mitbrüder für sein Wort gewonnen. Nun gab es zwei
Lager unter den Mönchen, und eine heftige Diskussion begann,
bis einer rief: „Halt! Lasst uns noch den dritten
hören!“
Jener
stand auf, erklärte nichts, sagte nur sein Wort. Dann wurde es
still. Lange saßen die Brüder in nachdenkliches
Schweigen versunken. Und einhellig war ihre Meinung: Dieser sollte Abt
werden das Wort, das er gewählt hatte, hieß: Aber.
---
„In
der Welt habt ihr Angst“,
sagt er,
„aber seid getrost, ich habe die
Welt überwunden!“
Da
schreit der blinde Bartimäus um Hilfe,
aber Jesus schenkt ihm sein Augenlicht wieder.
Da
bringen sie einen Gelähmten zu Jesus,
aber Jesus vergibt ihm und heilt ihn.
Da
begegnen Jesus 10 Aussätzige,
aber Jesus macht sie alle wieder gesund.
Da
trifft Jesus einen Tauben,
aber danach kann dieser wieder hören.
Da
kommt Jesus zu Martha und Maria, deren Bruder Lazarus gestorben war,
aber Jesus weckt ihn von den Toten wieder auf.
Das
sitzen bettelarme Leute vor Jesus, die manchmal nichts zum Leben mehr
hatten,
aber Jesus machte sie reich durch Gott.
Das
sitzt der verachtete, schwerreiche Zöllner Zachäus im
Baum,
aber Jesus kehrt gerade bei ihm ein und heilt sein
Leben.
Da
sind jede beiden Jünger traurig auf dem Heimweg nach Emmaus,
aber Jesus begegnete ihnen und macht ihr Leben
wieder froh.
Deshalb
sagt uns
Paulus auch hier in unserem Predigttext: „Wir
sind von allen Seiten bedrängt,
aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber
wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung,
aber wir werden nicht verlassen. Wir werden
unterdrückt, aber wir kommen nicht
um.“
In
all diesen Beispielen hören wir ein anderes
„Aber“. Nicht das „Aber des
Unglaubens“, sondern das „Aber
des Glaubens“,
das „Aber des Vertrauens“ auf Gott.
Da
steht dieses kleine Wörtchen „aber“ in
einem ganz anderen Zusammenhang. Da lehnt es die Hilfe nicht ab, da
zieht es nicht immer tiefer in Angst, Not und Hoffnungslosigkeit hinein.
Nein,
da reißt es vielmehr heraus. Da hilft es uns, neu Hoffnung,
Mut und Zuversicht zu gewinnen. Das „Aber des
Glaubens“ setzt aller Bedrängnis, Angst und
Trübsal die große Allmacht unseres Gottes entgegen.
--
Wir
alle können nun dieses Wort in unser Leben, in unsere ganz
besondere Situation übertragen.
Ich
habe Angst vor der Zukunft,
aber Jesus wird alles gut machen. Ich fühle
mich oft einsam und allein,
aber Jesus verlässt mich nicht. Ich habe manchmal
Angst vor dem Tod, aber Jesus weckt mich auf zum
ewigen Leben. Ich fühle mich oft wie von hohen Mauern umgeben,
aber mit meinem Gott kann ich über Mauern
springen.
Wo
wir so in allen Lebenslagen unserem Gott vertrauen, da wird sein Aber
nicht ausbleiben.
Das
Aber, das Jesus uns zuruft, vertreibt alle Finsternis aus unserem Leben
und lässt das helle Licht des Glaubens wieder neu aufleuchten.
So
strahlt selbst in manch dunklen Tälern unseres Lebens wieder
das helle Licht der Hoffnung auf, weil Jesus sein großes Aber
spricht!
Glauben
wir doch der Botschaft:
Aber der Herr ist immer noch
größer, größer als ich denken mag!
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als unsere menschliche Vernunft, der bewahre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen